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Weltmeister aller Klassen

Kramnik oder Topalow: Wer wird Schach-Champion?

Wladimir Kramnik greift nach der Schachkrone: Das Duell mit Weselin Topalow beginnt morgen.
Elista (dpa). Das Durcheinander um zwei verschiedene Schachkönige hat nach 13 Jahren ein Ende. Im südrussischen Elista ermitteln von morgen an die beiden Großmeister Wladimir Kramnik (Russland) und Weselin Topalow (Bulgarien) den Weltmeister aller Klassen. Durch das Duell über 12 Partien in der Steppe Kalmückiens soll die zerstrittene Schachwelt vereint werden.
Auf der einen Seite des Bretts sitzt Topalow als Champion des Weltverbandes FIDE. Er kämpft stets bis zum letzten Bauern. Kramnik, der vom Rheuma genesene andere Weltmeister, wird als Figurenkünstler und Kasparow-Bezwinger verehrt. Der Zweikampf um eine Million Dollar hat für viele Experten ähnliche Bedeutung wie das »Match des Jahrhunderts« von Bobby Fischer und Boris Spasski 1972 in Reykjavik.
Beide Spieler flogen mit der gleichen Chartermaschine von Moskau nach Elista. Sie wurden dort von Präsident Kirsan Iljumschinow empfangen. Der FIDE-Chef ist auch Oberhaupt der russischen Teilrepublik Kalmückien.
Sieger ist, wer 6,5 Punkte erzielt. Bei einem 6:6-Remis folgen vier Schnellpartien, bei erneutem Gleichstand zwei Blitzpartien. Die eine Million Dollar Preisgeld wird geteilt. Dennoch geht es um »alles oder nichts«, weil sich nur der Gewinner für das WM-Turnier der FIDE 2007 qualifiziert.
Die Konfusion in der Schachwelt reicht bis 1993 zurück. Der eigenwillige Ex-Weltmeister Garri Kasparow (Russland) hatte sich damals von der Föderation getrennt und seinen Titel selbst vermarktet. Seither gab es zwei konkurrierende Weltmeister. Kasparow gewann 1995 gegen Viswanathan Anand (Indien) und verlor 2000 gegen Landsmann Kramnik. Dieser verteidigte den Titel 2004 gegen Peter Leko (Ungarn).
Die FIDE organisierte hingegen unter Präsidenten Iljumschinow eigene WM-Turniere im K.o.-System. Voriges Jahr fand in San Luis (Argentinien) ein WM-Turnier statt, das Topalow gewann. Jetzt kommt es zu dem lange erwarteten Duell um nur eine Schachkrone.

Artikel vom 22.09.2006