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Dienstleistung braucht
eine starke Industrie

Der Jobmotor im Oberzentrum stagniert

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Die Dienstleistungshauptstadt Ostwestfalens heißt auch weiter Bielefeld. Allerdings: Der Abstand zu Paderborn und Gütersloh ist deutlich kleiner geworden. Der Jobmotor Dienstleistung stagniert im Oberzentrum.

»Das Privileg des Oberzentrums wird es auf Dauer nicht mehr geben«, unterstreicht IHK-Geschäftsführer Harald Grefe und fordert in Bielefeld eine nachdrückliche Unterstützung von Handel, Dienstleistung und Industrie. Im vergangenen Halbjahr hatte erstmals ein leichter Anstieg der Beschäftigung in der Industrie (tertiärer Bereich) dafür gesorgt, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bielefeld nicht absinkt.
Zu den wesentlichen Faktoren für die seit 2000 spürbare »Delle« im Dienstleistungsbereich gehört der starke Personalabbau in Banken und Versicherungen, die noch in den Neunziger Jahren vielfach ihre Bezirksdirektionen in Bielefeld unterhielten. Grefe: »Wo es brummt in der Industrie, brummt es auch bei der Dienstleistung. In Bielefeld gerade nicht so sehr.« Große Erwartungen richtet die IHK auch an die gut neu ausgerichtete Universität. IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff: »Es ist jetzt wichtig, das zukunftsorientierte technische Pflänzchen am Ort zu halten und zu entwickeln, in Arbeitsplätze umzusetzen.«
Die in Bielefeld tätigen Dienstleister, immerhin 70 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, machen Reinhold Prohaska allerdings viel Freude. Der Vorsitzende des IHK-Dienstleisterausschusses konnte in seiner letzten Konjunkturumfrage von außergewöhnlichen Ergebnissen sprechen. Die Rekordergebnisse von 1999/2000 sind fast erreicht.
EDV ist weiter das Zugpferd, allerdings übertrifft die Zeitarbeitsbranche mit ihren Zahlen alles. Prohaska: »81 Prozent der Befragten nennen ihre Geschäftslage gut, keiner schlecht. Das gab es noch nie.« Ebenfalls positiv gestimmt: Immobilienbranche, EDV-Service, Verkehrsgewerbe und E-Business. Alle Sparten sind in Bielefeld besonders ausgeprägt. Prohaska: »Jedes vierte Serviceunternehmen erwartet steigende Mitarbeiterzahlen, nur noch jedes achte rechnet mit einer Reduzierung. Das macht Hoffnung.«

Artikel vom 22.09.2006