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Erfolgreich auch bei japanischen Kunden

Bodenständig und technisch versiert: Peter Herden und sein Unternehmen SEH Computertechnik

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Geschäftsbeziehungen nach Japan sind sehr intensiv, sehr persönlich, erfordern von uns Europäern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit«, sagt Peter Herden (49), blättert im Taschenbuch »Business-Knigge« für Nippon, erzählt vom Messebesuch in Tokio und skizziert die Perspektiven für sein Bielefelder Unternehmen SEH Computertechnik. Ein Viertel des Auslandsumsatzes macht der Netzwerkspezialist bereits heute in Japan.

Auf dem Tisch vor sich hat Peter Herden jede Menge Fachzeitschriften liegen, Anzeigen, Berichte. Das Firmenlogo der Bielefelder fällt auf, das Kürzel SEH für die Gesellschafter Herden, Ellerbrake, Schweer und Sturmhoefel und das unterlegte blaue Dreieck - die Schriftzeichen kann nur Mischa Visic (31) fließend lesen. Er ist Diplom-Wirtschaftsjapanologe, für SEH-Chef Herden der Schlüssel zur möglichst weitreichenden Integration in einem Land, das nicht nur neun Flugstunden entfernt ist, sondern auch einem ganz anderen Kulturkreis angehört, in dem Dienstleistung noch viel mehr gefordert ist als in Europa, aus dem aber auch die meisten Computerdrucker auf den Weltmarkt kommen. Und genau für deren reibungslosen Betrieb dank richtiger Verbindung zu immer komplexeren Computernetzwerken sorgt SEH.
Der Schlüssel in die meisten Netzwerke ist das Erfolgsgeheimnis, wissen die erfolgreichen Mittelständler mit 70 Mitarbeitern und komplett eigener Fertigung in Bielefeld. Mit mehr als sieben Millionen Euro Jahresumsatz und eigenen Tochtergesellschaften in Großbritannien und USA glänzt das innovative Team ebenso wie mit einer Referenzliste vom Bayerischen Landeskriminalamt bis zu Zyperns Polizei oder Motorola weltweit.
Die Wiege der SEH allerdings stand in einer Studentenbude - in Steinhagen vor den Toren Bielefelds. Peter Herden steht für eine ganz besondere Art der Existenzgründung, direkt aus der Fachhochschule. Als er 1987 sein Studium als Diplom-Ingenieur Elektrotechnik abschloss, existierte die Firma mit den Kommilitonen Joachim und Christian Sturmhoefel sowie Rainer Ellerbrake bereits ein Jahr.
Ganz am Anfang, erinnert sich Herden, hatte ein Einzelstück gestanden. Im achten Semester als FH-Student tat sich die Marktlücke auf, die SEH heute nach elf Jahren nahezu komplett ausfüllt. Die »riesige« Speichererweiterung für einen Kunden sorgte bei den Studenten und ihrem Lötarbeitsplatz auf dem Küchentisch bald für einen Nachfolgeauftrag und schnell für die Firmengründung. Seither besticht SEH mit jährlich neuen Meilensteinen aus der eigenen Entwicklung, mit ausnahmslos eigener Produktion, eigenem globalen Service und dem inzwischen umfassendsten Drucker Connectivity-Portfolio weltweit.
Das Kerngeschäft der SEH ist heute die Entwicklung und der Vertrieb von High-End-Printservern für Drucker, Kopierer und Multifunktionsgeräte zur Anbindung an alle gängigen Netzwerktypen. In einem großen Lagerraum der Entwicklungsabteilung steht in Regalen eine Vielzahl unterschiedlicher Plotter und Drucker. Von Epson bis Kyocera arbeitet man mit allen Herstellern. Immer höhere Druckanforderungen mit immer feinerer Auflösung erfordert immer neue Konzepte, um Betriebssysteme und Standards kompatibel und leistungsfähig zu machen. Weil es immer mehr unterschiedliche Standards gibt, werden die Netzwerkprofis bei SEH nicht arbeitslos. Zudem braucht Sicherheit im Netzwerkdruck viel technische Aufmerksamkeit.
Im Gespräch mit Herden wird schnell die Begeisterung spürbar, mit der er für seine Firma tätig ist. Er ist ein typischer Vertreter jener Generation, die mit Fachhochschulreife ihr Glück in der Elektrotechnik gemacht haben: bodenständig, eine Prise hemdsärmelig, technisch versiert, mit Gespür für den Markt und dem Draht zum engagierten Team. Herden ist, wie man sich einen liebenswerten Nachbarn vorstellt: ein hilfsbereiter Kumpel und gleichsam angenehmer Gesprächspartner mit viel Fingerspitzengefühl. Vielleicht schätzen ihn ja deshalb die japanischen Partner so und machen gerne Geschäfte mit ihm.
»Man muss bereit sein, ständig zu lernen, sich in sein Gegenüber zu versetzen«, unterstreicht Herden. Und weil er lernwillig und -fähig ist, freut er sich über Mitarbeiter Mischa Visic. Über die Deutsch-Japanische Gesellschaft und Handelskammer in Düsseldorf ergab sich der Kontakt. Visic hatte Russisch in der Schule, ist in Deutsch, Englisch und Japanisch perfekt. Und verblüfft seinen Chef immer wieder, wenn er am Telefon mit japanischen Kunden akribisch Probleme erörtert - in japanisch. Denn das, meint Herden schmunzelnd, erwartet niemand von einer deutschen Firma.

Artikel vom 28.09.2006