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Ein Mann kehrt zurück
zu seinen Wurzeln

bsb-Seniorchef Hanswerner Wittler aus Steinhagen

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). In Steinhagen fing er einst als Kaufmanns-Lehrling an. In die Gemeinde im Kreis Gütersloh kehrt er nun zurück, zurück zu den Wurzeln, wie er selbst sagt - und bringt gleich eine ganze Firma mit: Hanswerner Wittler, Seniorchef der bsb-obpacher GmbH. Es schließt sich ein Kreis, der fast ein halbes Jahrhundert erfolgreichen unternehmerischen Handelns umfasst.

Aus einem kleinen Betrieb hat der 67-Jährige eine florierende mittelständische Firma gemacht, die sich in den Schreibwarenabteilungen deutscher Kaufhäuser (Umsatzanteil dort von 15 bis 20 Prozent) und im Fachhandel ebenso wie in Discountern zu behaupten weiß. In mal kleinen, mal großen Schritten ist das Geschäft gewachsen. »Wir haben immer an unseren Erfolg als mittelständisches Unternehmen geglaubt«, berichtet Wittler von dem großen Umsatz-Traum von 50 Millionen D-Mark - ein Ziel, das man Anfang der 1990er Jahre ins Auge fasste und zehn Jahre später wirklich erreichte.
»Wir haben aber auch nie versucht, mit brachialer Gewalt größer zu werden«, betont er das gesunde Wachstum. Natürlich haben ihn die eigenen Anfänge als angestellter Kaufmann - »klein bei klein«, wie er sagt - geprägt. Und sie haben ihn nie dazu verleitet, allzu sorglos in die Zukunft hineinzuplanen.
So hat es Jahre gedauert, bis sich Wittlers Traum erfüllte: die Verlegung des Stammsitzes des bsb-obpacher-Verlages in seine Heimatgemeinde. Seit 20 Jahren ist die Firma eigentlich schon in Steinhagen ansässig mit Lager und Produktion, und schon lange sollte die Verwaltung folgen. Doch die schwierige gesamtwirtschatliche Lage ließ die Wittlers das Millionen-Projekt Neubau immer wieder vorsichtig verschieben - bis sie es nun endlich angingen. Die wirtschaftliche Lage der Firma ist gut, die Umsätze sind steigend.
Veränderungen im Markt erkennen und mitgehen, das beschreibt der 67-Jährige als vordringlichste unternehmerische Eigenschaft. Stets müsse man auf der Hut sein bei der Produktentwicklung, müsse Marktanalyse betreiben und die eigene Strategie schnell auf neue Gegebenheiten einstellen. Aber wie wird diese Leitlinie konkret umgesetzt? »Wir haben uns rechtzeitig vom traditionellen Einzelhandel auf neue Vertriebswege umgestellt«, denkt er an eine ganz wichtige Entscheidung in der Firmengeschichte zurück. So zogen die bsb-Produkte nicht nur in die Warenhäuser und Supermärkte ein, sondern sind seit einiger Zeit auch in den Discountern zu haben. Die großen Drogeriefilialisten wie dm, Rossmann und Müller in Süddeutschland könnten - und sollten - folgen in der (logischen) Schrittfolge der Unternehmensentwicklung. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Ebenso wie der Blick auf den »gedeckten Tisch« - sprich: die Ausdehnung in den Bereich der Servietten, Teller und Becher . . .
Zurück zu einer weiteren wegweisenden Entscheidung: zu den Fusionen - etwa mit dem Glückwunschkarten-Hersteller obpacher. »Als Nischenanbieter, der wir mit unserem klassischen Produktbereich, den Stickern, waren, liefen wir Gefahr, ganz schnell aus dem Markt raus zu sein. Erwartet wird, vor allem von den großen Kunden, ein Vollsortiment, das im Vollservice auch von uns gepflegt wird«, erklärt Sohn Nils, der Junior in der bsb-Geschäftsleitung.
Seit 14 Jahren ist er bei bsb, seit 1996 Geschäftsführer, seit 1998 Gesellschafter - und mit dem Vater höchst einig in der Unternehmensführung: »Wir ticken da gleich«, sagt er. Viel beibringen brauchte er ihm gar nicht in puncto Unternehmensstragetie, sinniert der Senior, der sich so ganz allmählich aus der Firma zurückzieht. Schritt für Schritt eben.

Artikel vom 28.09.2006