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Geteilte Punkte - halbes Leid

Hamburger SV und Werder Bremen halten in der Krise zusammen

Hamburg (dpa). Geteiltes Leid ist halbes Leid. Dieser Ansicht sind zumindest die angeschlagenen Bundesligisten Hamburger SV und Werder Bremen. Im Nordderby entließen beide Teams die 57 000 Zuschauer ein wenig ratlos aus der ausverkauften AOL-Arena.
Mit dem salomonischen 1:1 durch die Tore von Tim Borowski (58.) und HSV-Verteidiger Bastian Reinhardt (68.) teilten sich die Mannschaften nicht nur die Punkte, sondern auch die Krise. Die Sprachregelung am Ende des zwar nicht berauschenden, aber spannenden »Krisengipfels« schien abgesprochen. »Wir sind auf einem guten Weg«, lobte Borowski sich und seine Kollegen. »Auf die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben, können wir aufbauen«, befand HSV-Trainer Thomas Doll.
Die nackten Zahlen zeichnen dagegen ein ungeschminktes Bild. Der letztjährige Bayern-Jäger HSV wartet in der Bundesliga weiterhin ungeduldig auf den ersten Erfolg, von möglichen 15 Punkten sind magere vier auf seinem Konto. Wie sich ein Sieg anfühlt, haben die Spieler vermutlich schon vergessen. Wettbewerbsübergreifend ist der HSV nun seit zehn Spielen (Liga-Pokal, Champions League, DFB-Pokal, Bundesliga) ohne Sieg. »Es wird«, haderte Doll, »alles nur schlecht gemacht. Man muss auch das Positive sehen. Die Spieler finden langsam ihre Form. Der Tabellenplatz interessiert uns nicht.«
Nur leicht besser als dem HSV geht es dem Patienten Werder Bremen. Nach vier Niederlagen am Stück gab es zwar erneut keinen vollen Erfolg, das Remis lässt sich jedoch als Trendwende verkaufen. »Es geht bergauf mit uns«, schwor Diego, der sich bei Mahdavikias Rot-Attacke eine Prellung zugezogen hat und nun um seinen Einsatz am Mittwoch gegen den FC Barcelona fürchtet. »Wir haben uns wieder auf die grundlegenden Dinge des Fußballs besonnen«, resümierte Borowski. Große Reserven sieht Torsten Frings: »Wir sind noch nicht mal bei 50 Prozent angekommen.«
Eine Steigerung an Einsatz und Leidenschaft ist auch den Hamburgern nicht abzusprechen. Sinnbild dafür war HSV-Debütant Juan Pablo Sorin. Was der 30-jährige Argentinier an Explosivität und Kampfeswillen bot, beeindruckte auch seine Nebenleute. »Er hat auf der linken Seite richtig Gas gegeben«, meinte Mahdavikia. Trainer Doll schwärmte von seiner neuen Führungsfigur: »Man hat gesehen, Sorin ist ein Weltklassespieler. Er ist ein Vollblut-Fußballer. Der braucht nicht lange, um auf Top-Level zu kommen.«
Der Gelobte staunte selbst darüber, dass er nach dreimonatiger Pause und nur zwei Trainingseinheiten durchhielt. »Ich bin müde, aber froh«, lautete sein Fazit. »Wir brauchen aber einen Sieg, um Selbstvertrauen zu bekommen.«

Artikel vom 25.09.2006