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Kommentar
Phantom Bin Laden

Aus der Reserve locken


Ob Falschmeldung oder Versuchsballon: Der am Wochenende einmal mehr gemeldete Tod von Osama bin Laden, diesmal soll ihn Typhus dahingerafft haben, lässt aufhorchen.
Die Öffentlichkeit wird daran erinnert, dass dem Terrorchef einfach nicht beizukommen ist. Die Sicherheitsbehörden müssen erkennen, dass sie trotz zahlloser Möglichkeiten nicht allmächtig sind. Und die El-Kaida-Führung wird aufs Neue aus der Reserve gelockt. Sie soll sich veranlasst fühlen, das seit zwei Jahren nicht mehr per Video präsentierte Phantom zu zeigen. Natürlich steckt dahinter die Hoffnung auf eine neue Spur. Kurzum: Bin Ladens fehlende Kommunikation mit der Außenwelt gefällt nicht einmal seinen schärfsten Gegnern.
Längst sind alle Szenarien durchgespielt, was geschehen mag, wenn Bin Laden eines Tages wirklich gefasst oder getötet worden sein sollte. Der zu erwartende Aufstand in der islamischen Welt ist absehbar. Die Gefahr neuerlicher Terroranschläge einer »jetzt erst recht« auf Selbstmord gedrillten antiwestlichen Guerilla wäre enorm. Das Kalkül: je häufiger und länger über Bin Ladens Tod spekuliert wird, um so unspektakulärer fällt die Meldung aus, wenn sie stimmt. Reinhard Brockmann

Artikel vom 25.09.2006