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Kritik an Ministerin Schmidt

Gesundheitspolitischer Arbeitskreis Bielefeld ins Leben gerufen

Bielefeld (sas). Sicher - die große Gesundheitspolitik wird in Berlin gemacht. Das ist aber kein Grund, sich nicht einzumischen und sich nicht zu Wort zu melden. Und genau das möchte der »Gesundheitspolitische Arbeitskreis Bielefeld« (GPA), dessen Vorsitzender Prof. Dr. Klaus Peter Bader ist.

Gegründet wurde der Arbeitskreis Anfang April, festlicher wurde dieser Akt jetzt mit gut 100 Gästen im Großen Saal des Neuen Rathauses begangen. Gastredner war Ulf Fink, ehedem Senator für Gesundheit und Soziales in Berlin. Die Veranstaltung war zudem Teil der Programmdiskussion der Bielefelder CDU.
»Ist Gesundheit noch bezahlbar?«, fragte Fink und stellte die drei möglichen Gesundheitssysteme vor: Das »englische Modell«, in dem der Staat alles regelt, das »amerikanische Modell« der ausschließlich marktwirtschaftlichen Orientierung und als Kompromiss ein Selbstverwaltungssystem, wie wir es in Deutschland kennen und in dem der Staat den Rahmen vorgibt. Für Fink ist klar, dass dieses Modell das überlegene ist - aber ständig überarbeitet und an die veränderten Verhältnisse und Möglichkeiten der modernen Medizin angepasst werden muss.
Der Referent übte Kritik an Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, die die Erwartung nähre, dass mit begrenzten Mitteln unbegrenzte Leistungen zu erbringen seien. »Zur Rettung unseres System müssen die Kosten für das Gesundheitswesen von den Lohnsummen abgekoppelt werden.« Es müsse mehr Wettbewerb geben, forderte Fink. Eine abgefederte Selbstbeteiligung könne nicht unsozial sein; das sei vielmehr eine Budgetierung.
Vor einem staatlich gelenkten Gesundheitswesen warnte auch Dr. Mathias Höschel, Landesvorsitzender der GPA in Düsseldorf. In England gebe es mittlerweile einen grauen Markt, der eine Schattenwirtschaft befördere und eine echte Zwei-Klassen-Medizin begründe. Kritik an der geplanten Gesundheitsreform übte auch Dr. Theodor Windhorst, Chefarzt der Chirurgie an den Städtischen Kliniken Mitte und Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: Das Fonds-Modell dürfe keine Mogelpackung sein, in der Therapiefreiheit und freie Arztwahl verloren gingen.
Künftig will der GPA Bielefeld gesundheitspolitische und medizinische Themen regelmäßig diskutieren. Treffen finden an jedem ersten Dienstag eines Monats um 19.30 Uhr im »Brackweder Hof« statt. Die nächste Zusammenkunft allerdings wird wegen des Feiertages am 3. Oktober erst eine Woche später sein. Dann wird der Internist Dr. Wolfgang Aubke über den Missbrauch des Gesundheitswesens referieren.

Artikel vom 23.09.2006