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Junge Europäer erarbeiten
gemeinsame Kulturcollage

Jugendliche aus sechs Ländern treffen sich im Oberstufenkolleg

Schildesche (sas). Die Turnhalle wirkt wie ein großes Matratzenlager: Schlafsäcke und kleine Kuschelkissen liegen auf Sprungmatten, über den Sprossenwänden hängen Handtücher. Dazwischen junge Menschen, die sich angeregt unterhalten.

Sie kommen aus Estland, Lettland, Litauen, Albanien und Schweden und sind für fünf Tage Gäste von Laborschule und Oberstufenkolleg der Universität. Unter dem Motto »Europa - Heimat und Fremde« nehmen sie an einem Kulturfestival teil. Höhepunkt wird am Samstagabend eine gemeinsame Inszenierung, eine Kulturcollage, sein.
Europa müsse »von unten« gestaltet werden, befand Anna-Christine Rhode-Jüchtern, Initiatorin und Leiterin des Projektes. Und so suchte sie mit Kollegen den Kontakt zu Schulen in ganz Europa, die den Blick auf Theater, Gesang oder Musik richten und zu einem Treffen nach Bielefeld kommen wollten. Fünf Schulen nahmen die Einladung an und schickten insgesamt mehr als 120 junge Menschen, begleitet von ihren Lehrern, auf die lange Reise an den Teutoburger Wald - immerhin mehr als 30 Stunden reisten zum Beispiel die jungen Esten aus Tallin an.
Sie alle hatten vorab kurze Essays zum Thema »I was a stranger« eingereicht: Persönliche Erfahrungsberichte über den ersten Tag an einer neuen Schule, den Versuch, in einem neuen Gesellschaftssystem Fuß zu fassen oder Fremdheit in der Pubertät. Außerdem hatten alle Gruppen »Kulturbausteine« im Gepäck: bis zu 30-minütige Vorführungen. »Die Litauer haben uns schon nach Bügeleisen und Bügelbrett gefragt, weil sie ihre Trachten plätten wollen«, verrät Rhode-Jüchtern.
Aus den Beiträgen der einzelnen Gruppen - natürlich auch der Bielefelder Kollegiaten - soll eine Collage erarbeitet werden. Dafür ist Siegmar Schröder vom Theaterlabor verantwortlich, der mit den jungen Menschen arbeiten wird. »Wir werden über Kultur sprechen, über Kultur als Vehikel, aber ebenso grundsätzliche Theatertechniken vermitteln, so weit das in der Kürze der Zeit möglich ist«, erklärt er. Und weil er auch noch nicht weiß, was auf ihn und seine Kollegen zukommt, wird er spontan reagieren müssen.
Leicht war es nicht, das Projekt auf die Beine zu stellen, betont Prof. Dr. Susanne Thurn, Leiterin der Laborschule, denn es fielen nicht unwesentliche Reisekosten an. Sponsoren, Hilfe von Eltern und älteren Schülern und großes Engagement der Veranstalter machten das Kulturfestival möglich. Es gab aber auch Absagen - von den »alten« Europäern. Lust auf das Projekt hatten die, die sich über die neuen Kontakte freuen, die noch »hungrig« auf Europa sind.
Das Samstagabendprogramm beginnt um 17 Uhr mit dem musikalischen Projekt »Babylon Revisited« von Karl Godejohann und Uwe Niepel (Oberstufenkolleg). Um 17.30 Uhr werden die Europaparlamentarierin (und Schirmherrin) Mechthild Rothe und Brigitte Brand, Leiterin des Kulturamtes, das Fest eröffnen. Es schließt sich um 18 Uhr die Festtafel an und von 19 bis 21 Uhr die Kulturcollage »Meeting points«.

Artikel vom 22.09.2006