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Saal & Co: 75 Jahre voller Töne

Ausstellung zur Rudolf-Oetker-Halle und ihrer wechselvollen Geschichte

Bielefeld (bp). Der Salon ist der Planungs- und Bauphase (1927-1930) gewidmet, im Foyer werden 75 Jahre Rudolf-Oetker-Halle lebendig: An diesem Sonntag wird im Rahmen des Tages der offenen Tür (13 bis 18 Uhr) in der Rudolf-Oetker-Halle eine Ausstellung eröffnet, die Andreas Hansen vom Kulturamt erarbeitet hat.

Die Rekonstruktion der Bauphase mit Architektenplänen und Fotografien war bereits pünktlich zum Jubiläum im Herbst 2005 im Alten Rathaus zu sehen. Ab Sonntag lässt sich nun auch nachvollziehen, wer in der Konzerthalle aufgetreten ist, dass sie Produktionsstätte für Schallplattenaufnahmen von Marika Rökk über Rudolf Schock bis zum Bielefelder Kinderchor war und der Schauplatz der Ernennung des ersten Rates nach dem Zweiten Weltkrieg . . .
Andreas Hansen hat im Stadtarchiv und im umfangreichen Archiv des Musikvereins der Stadt Bielefeld recherchiert. Er bekam Exponate aus Privatbesitz, darunter Fotos, sämtliche Tonträger, die in der Oetkerhalle aufgenommen wurden, alte Programmhefte, Eintrittskarten, Plakate.
Hansen hat Material auch aus der NS-Zeit gesichtet, das Gros jedoch stammt aus der Nachkriegszeit. Die Oetkerhalle war Schauplatz der 1. Internationalen Buchausstellung, der Gründungsversammlungen der Parteien und Auszahlungsort am Tag der Währungsreform. Zu sehen ist auch das Tagebuch eines Tonmeisters der Schallplattenfirma EMI, der minutiös verzeichnet, wie eine Aufnahme mit dem Bielefelder Kinderchor verlaufen ist.
Die Rudolf-Oetker-Halle war jahrzehntelang der Klassik vorbehalten, habe sich aber, so Andreas Hansen, nach und nach auch anderen Stilrichtungen geöffnet: »Ein Konzert von Louis Armstrong durfte nicht stattfinden, später dann traten Liedermacher, Schlagersänger, Volksmusiker auf - jedenfalls bis zur Eröffnung der Stadthalle.«
Er selbst würde es gern sehen, wenn sich die Halle mit ihrer weithin gelobten Akustik wieder als Produktionsstätte etablieren könnte - das Saxophon-Quintett »Quintessence« zeigt sich bereits interessiert. Gern würde er auch bedeutende Jazz-Musiker in die Halle holen.
Zudem hofft er, in Teilbereichen der Oetkerhallen-Historie noch weiter recherchieren zu dürfen: »Dann können ergänzende Ausstellungen zu speziellen Themen regelmäßig gezeigt werden.« Ein Teil der jetzt vorhandenen Ausstellung, die die Facetten der Hallengeschichte beleuchtet, soll ohnehin auf Dauer zu sehen sein. Zur Eröffnung der Ausstellung spricht Dr. Hartmut Dietrich, Ehrenvorsitzender des Musikvereins der Stadt Bielefeld.

Artikel vom 23.09.2006