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Langeweile auf hohem Niveau

Arminias Taktik in Bochum: VfL kommen lassen und eiskalt zuschlagen

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Vier Spiele sind gespielt, aber für Heiko Westermann geht die Saison jetzt erst richtig los. »Bochum ist der erste Verein, der mit uns auf Augenhöhe steht«, blickt der 23-jährige Abwehrspieler optimistisch der kommenden Aufgabe am Sonntag (Anstoß 17 Uhr) im Ruhrstadion entgegen.

Als Innenverteidiger ist Westermann »gesetzt«. Vor allem gegen Bayern München ließ er nach drei etwas schwächeren Partien einen deutlichen Leistungsanstieg erkennen. Fraglicher ist da schon, wer nach dem Ausfall von Marcio Borges (Innenbandanriss) sein Partner in der Innenverteidigung sein wird. Arminias Trainer Thomas von Heesen ließ sich auch gestern noch nicht in die Karten schauen, ob er Petr Gabriel oder Markus Bollmann den Vorzug gibt. Und in Erinnerung an seine eigene Karriere sagt er: »Meine Trainer haben solche schwierigen Entscheidungen auch immer aus dem Bauch heraus getroffen. Daran werde ich mich orientieren.«
Heiko Westermann ist es letztlich egal, wer sein Nebenmann in der Innenverteidigung sein wird. Mit Gabriel habe er sich in der vergangenen Rückrunde gut verstanden, stellte er fest, ohne eine Wertung vorzunehmen. »Der Trainer wird schon wissen, was er macht.« Wichtig sei vor allem, dass Arminia nicht zu tief stehe und wenig Standardsituationen zulasse. Westermanns Devise: »Der VfL Bochum muss kommen und wir werden eiskalt zuschlagen.«
Ähnlich sieht es auch der Bielefelder Chefcoach: »Der VfL steht als Tabellenletzter unter Druck und will unbedingt gewinnen.« Und ein schelmisches Grinsen huschte dabei über das Gesicht von Thomas von Heesen: »Das wollen wir aber auch. Deshalb wird es ein super langweiliges Spiel, weil zwei taktische Grundordnungen aufeinander treffen.«
Mit der Trainingsarbeit nach dem Bayern-Sieg war der Trainer bisher vollauf zufrieden. »Es gab keine Nachlässigkeiten. Die Jungs haben richtig Vollgas gegeben«, erinnerte von Heesen an die Trainingsspielchen acht gegen acht.
Auch der gegen München fehlende Bernd Korzynietz mischte wieder munter mit. Grundsätzlich sei es für ihn immer ärgerlich, wenn er ein Spiel aussetzen müsse. Aber sein Verzicht sei eine reine Vorsichtsmaßnahme im Sinne der Mannschaft gewesen, erklärte der rechte Verteidiger. Gegen Bochum kehrt der ehemalige Gladbacher auf seine Stammposition zurück. »Wir werden gegen den VfL etwas holen und sind auch auf die drei Punkte ausgerichtet«, versprach der 27-Jährige gestern.
Mit 16 Feldspielern, die laut von Heesen alle topfit sind, will Arminia den tabellarischen Abstand zum VfL Bochum vergrößern. Lediglich Marcel Ndjeng plagt sich seit zwei Wochen mit einer leichten Sprunggelenksverletzung herum. Großes Vertrauen setzt von Heesen auch in den jungen Tim Danneberg. »Er ist schnell, kann den Ball gut nach vorne schleppen und wirkt frisch«, lobte der Coach das 20-jährige Eigengewächs. Kleine Fehler gestand er »Timmy« ebenso zu, wie dem Deutsch-Griechen Ioannis Masmanidis. Auch »Janni« habe super trainiert. »Er entscheidet sich zwar in einigen Situationen falsch, doch das gestehe ich ihm zu. Schließlich ist er auch erst 23 Jahre alt.«
Die derzeit lockere Stimmung im Kader der Ostwestfalen ist ein deutliches Indiz, dass der »Dreier« gegen Bayern München nicht nur gut fürs Punktekonto war, sondern auch das Selbstbewusstsein gestärkt hat. Deshalb appellierte Heiko Westermann schon jetzt im Hinblick auf die nächste Hausaufgabe gegen Cottbus an die Fans: »Das Stadion muss ausverkauft sein. Diese Atmosphäre trägt uns.«

Artikel vom 22.09.2006