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Gütersloher reinigen Dreck biologisch

Ulrich Berens und die CB Chemie und Biotechnologie GmbH - Effizienzpreis würdigt Innovationen

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Alles wird irgendwann dreckig. Es verölt, rostet, verklebt, verstopft, möglicherweise stinkt es auch noch. Aus dieser Gewissheit schöpft Ulrich Berens (52) Reinigungsmittel, Umsätze und Preise.

Das Unternehmen von Ulrich Berens, die CB Chemie und Biotechnologie GmbH, wurde in kurzer Folge mit dem Effizienzpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, dem deutschen Materialeffizienzpreis des Bundeswirtschafts-Ministeriums und dem Innovationspreis der Initiative Mittelstand ausgezeichnet.
Am Stammsitz in Gütersloh am Berensweg entwickeln Biologen, Chemiker, Physiker und Ingenieure Flüssigkeiten, mit denen der Dreck biologisch gereinigt werden kann. Mit denen verkrustete Backbleche wieder sauber, mit Haaren verstopfte Abflüsse wieder frei und Kaffeeautomaten entkalkt werden, ohne dass flüchtige organische Verbindungen die Umwelt belasten. Diese in scharfen Lösungsmitteln (Benzol) enthaltenen Verbindungen schädigen nicht nur die Gesundheit, sie unterliegen mittlerweile auch strengen Schutzverordnungen. Das verteuert deren Einsatz immens. »Die Reduzierung der Lösungsmittel in den nächsten Jahren ist unsere größte Herausforderung«, sagt Ulrich Berens.
Mit der Entwicklung eines Reinigungstisches für Industriebetriebe ist díe CB Chemie und Biotechnologie GmbH diesem Ziel inzwischen deutlich näher gekommen. Der biologische Teile-reiniger »Bio-Circle« entfernt Bearbeitungsöle, Kühlschmierstoffe, Korrosionsschutzprodukte, leichte Fette und andere Verunreinigungen. Durch integrierte natürliche Mikroorganismen werden diese Verunreinigungen ökologisch abgebaut. Der Partikelschmutz wird über ein Filtersystem abgetrennt. Der »Bio-Circle« arbeitet ohne Lösungsmittel und ohne Kaltreiniger - vor allem dieser Innovation galten die Preise, die das Unternehmen in diesem und im vergangenen Jahr reihenweise einheimste.
Die Entwicklung gelang in einem äußerst innovativen Klima, das die Firma seit ihrer Gründung vor 21 Jahren pflegt. Der enge Kontakt zu Hochschulen und Universitäten sei der wichtigste Impuls gewesen, den Ulrich Berens aus seinen acht Jahren in amerikanischen Pharmaunternehmen mitgebracht habe: »Das gab es hier so gut wie gar nicht. Die Professoren verteidigten die Reinheit der Lehre, die Unternehmen mieden die wissenschaftlichen Elfenbeintürme.« Berens suchte und fand kooperationswillige Professoren und Studenten in Bielefeld und Paderborn. Firmenangestellte und Wissenschaftler nahmen Projekte aus den Fachgebieten Umweltschutz, Grundlagenforschung und Oberflächentechnik in Angrff: »Diese Projekte sind eine ständige Quelle der Innovation«, sagt Berens. Ganz nebenbei re-krutiert das Unternehmen aus dieser Kooperation auch immer wieder talentierten Nachwuchs.
Wieviel Geld man mit Produktion und Vertrieb chemo-technischer Spezialprodukte für Industrie, Handwerk und Handel verdienen kann, mag Ulrich Berens nicht verraten. Großabnehmern wie VW oder Daimler-Chrysler stehen viele hundert weitere »Standbeine« gegenüber, die belastbar sind, falls ein wichtiger Kunde mal abspringen sollte. Die CB Chemie und Biotechnologie GmbH unterhält Produktionsstandorte in Kanada, Brasilien, der Türkei und Indien. Niederlassungen in Österreich, der Schweiz, in Polen und Tschechien bedienen regionale Märkte. Darüber hinaus zählt Berens 40 Partner und Tochtergesellschaften in weiteren Erdteilen auf.
Vor vier Jahren erst baute die CB ihren Stammsitz in Gütersloh für 2,5 Millionen Euro aus. Inzwischen wurde eine weitere Lagerhalle für 600 000 Euro hinzugebaut. Umsatzzuwächse von 21 Prozent (2005) und 25 Prozent (2006) lassen den Platz langsam knapp werden: »Solange es möglich ist, wachsen wir an unserem Heimatstandort gerne weiter.«

Artikel vom 28.09.2006