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Neues Gewerbe auf
altem Kasernengelände

Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand packt es an

Von Per Lütje
Löhne (WB). Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand ist ein Mann mit Prinzipien. So wenig er von Subventionen abhängig sein wollte und auch deswegen das Dasein als Landwirt aufgab, so wenig wollte er Fördergeld annehmen, um eine ehemalige Kaserne in einen Wirtschaftsstandort umzuwandeln. Geschadet hat ihm das nicht: Heute ist der 49-Jährige Inhaber und Namensgeber eines 65 000 Quadratmeter großen Gewerbeparks, des Hillparks.

Vor acht Jahren kaufte der promovierte Agrarwissenschaftler das brachliegende Areal des Bundes, das zuvor 15 Jahre vom britischen Militär genutzt worden war. Die Gebäude waren äußerlich völlig heruntergekommen, aber dafür war bereits eine Infrastruktur vorhanden, erinnert sich Hillbrand. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Eigentümer eines 1990 von ihm gegründeten EntsorgungsunternehmensÊin Porta Westfalica und auf der Suche nach einem zusätzlichen strategischen Standort. Die Lage ist ideal: in der Nähe der Autobahnen A 2 und A 30. 200 000 Menschen leben zudem im Umkreis von wenigen Kilometern.
Doch vor dem Hillpark kam die Bürokratie -Êund zwar mehr als dem 49-Jährigen lieb war. Es ist unglaublich, wie dicht das Paragraphendickicht sein kann. Es dauerte ein Jahr, bis die meisten Genehmigungen vorlagen. Doch dafür kann sich Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand nun auf die Fahnen schreiben, als eines der wenigen Entsorgungsunternehmen in der Region die Erlaubnis für den Umschlag, Sortierung und Lagerung von mehr als 300 Abfall- und Wertstoffen zu haben. Über die Höhe des Kaufpreises, den er an das damalige Bundesvermögensamt gezahlt hat, schweigt sich der Unternehmer weitgehend aus. Nur so viel: Es war mehr als der symbolische Euro. Es war sogar ein Millionenbetrag.
Nur ein Viertel des 65 Hektar großen Areals auf den Ortsgrenzen Löhnes und Herfords beansprucht Hillbrand für seine eigene Recyclingfirma. Die restlichen 75 Prozent teilen sich 14 Mietparteien,Ê darunter eine Steuerberaterin, ein großes Natursteinlager, ein Finanzdienstleister, eine Reiseagentur, eine Spedition und ein Fliesenleger. Der Gewerbepark ist in der Regel zu 90 bis 95 Prozent ausgelastet. »Ich bin zufrieden, dass es so läuft«, sagt der geschäftsführende und alleinige Gesellschafter.
Mittlerweile hat der 49-Jährige, der sich als einen vorsichtig agierenden Unternehmer bezeichnet, seine Geschäftsfelder ausgeweitet. Er versteht sich als Dienstleister für Industriebetriebe und Privathaushalte. Altlastensanierung, Kläranlagenausfuhr und Fettabscheider gehören ebenso zum Angebot wie die Bereitstellung von Mulden und Containern. Und auf eine Feststellung legt Hillbrand besonderen Wert: Die Firma Hillkom kommt ohne Fremdkapital aus. Anders als es viele Unternehmen in der Branche praktizieren, sei sein großer Fuhrpark denn auch nicht geleast.
In Lübbecke erstand Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand ebenfalls ein ehemaliges Kasernengelände und errichtete auf dem 40 000 Quadratmeter großen Areal im vergangenen Jahr ein Pflegeheim mit 65 Betten für fünf Millionen Euro und 36 Bauplätze für Einfamilienhäuser. Vor einem halben Jahr folgte die Anmietung eines stillgelegten Hubschrauberhangars in Minden. Dort werden Holzhackschnitzel zwischengelagert. Empfänger wird in Zukunft unter anderem das Klinikum Minden sein. »Wir haben einen langjährigen Vertrag geschlossen und liefern das Brennmaterial für die Heizung des Klinikums. An einem kalten Wintertag werden zwei Lkw-Ladungen dieser Holzhackschnitzel benötigt.«
Das Geheimnis seines Erfolgs heißt denn auch Flexibilität und ein breites Leistungsspektrum. »Es gibt zwar viele Unternehmensberater, die zu Spezialisierung raten, doch gehe ich den anderen Weg. Dass man dabei auch Fehler macht, bleibt nicht aus. Aber wenn diese, wie in meinem Fall, das eigene Portemonnaie betreffen, bleiben sie besser im Gedächtnis haften - und man macht sie nur ein Mal.«

Zur Person
Dr. Friedrich-Wilhelm Hillbrand (49) ist geschieden und hat zwei Kinder. Geboren in Herford, wuchs er auf dem elterlichen landwirtschaftlichen Betreib auf, den er auch einige Jahre bewirtschaftete. Der promovierte Agrarwissenschaftler spezialisierte sich nach seinem Studium auf die Errichtung von Kleinkläranlagen und gründete in Porta Westfalica vor 16 Jahren das Entsorgungsunternehmen Hillkom. 1998 folgte der Hillpark. Hillbrand ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender des Umweltausschusses der IHK, im Vorstand der Umweltstiftung der ostwestfälischen Wirtschaft und Sprecher der Umweltinitiative der Wirtschaft im Kreis Minden-Lübbecke.

Artikel vom 28.09.2006