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Windhorst ist starker Mann bei Balda

Einstiger Jungunternehmer-Star verantwortet mächtigen Fonds beim Handyausrüster

Von Edgar Fels
Bad Oeynhausen (WB). Der einstige Vorzeige-Jungunternehmer Deutschlands, Lars Windhorst (29) aus Rahden, greift in die Geschäfte des Bad Oeynhausener Handyausrüsters Balda ein. Von Berlin aus betreut der gefallene Jungstar einen mächtigen Fonds, der 10,04 Prozent der Balda-Anteile hält.
Gewinnt bei Balda an Einfluss: Lars Windhorst.
Fallender Aktienkurs: Balda-Vorstand Joachim Gut.

Entsprechende Informationen des »Manager Magazins« hat Balda-Sprecher Cersten Hellmich gestern dieser Zeitung bestätigt.
Windhorst, der vor knapp zwei Jahren mit einem Schuldenstand von etwa 80 Millionen Euro Privatinsolvenz angemeldet hatte, ist Geschäftsführer der Vatas Holding GmbH mit Sitz an der Berliner Friedrichstraße. Ziel der Vatas ist laut Handelsregister unter anderem das Halten und die Betreuung von (eigenen) Beteiligungen an Kapitalgesellschaften und Immobilien europaweit. Windhorst hatte Presseinformationen zufolge selbst angegeben, als Geschäftsführer 5500 Euro monatlich zu verdienen, von denen 1700 Euro gepfändet würden.
Die Vatas Holding gehöre einem britischen Finanzinvestor namens Sapinda International. Dahinter wiederum verberge sich der in London lebende Südafrikaner Robert Hersov (45), ein langjähriger Freund Lars Windhorsts, schreibt das »Manager Magazin« . Mit Hilfe der Vatas bewege Windhorst nicht nur Geldmengen in Millionenhöhe, als Vertreter des Fonds Sapinda gewinne er auch an Macht und Einfluss bei der börsennotierten Balda AG. Ob Windhorst gar einen Sitz im Aufsichtsrat bei Balda anstrebt, dazu machte er gestern auf Anfrage keine Angaben.
Fest steht, dass sich Balda zuletzt nicht wie gewünscht entwickelt hatte: Gewinne brachen weg, die Aktie fiel. Das schreckte laut »Manager Magazin« offenbar andere mächtige Fonds auf, die bei Balda engagiert sind. Sie drängten dem Bericht zufolge auf den Austausch von zwei der sechs Aufsichtsratsmitglieder. Zudem erwägten sie eine Sonderprüfung zu beantragen, sollte Balda ihnen keine ausreichenden Informationen über ein im Juli vereinbartes Gemeinschaftsprojekt mit einem taiwanesischen Partner zur Entwicklung von Touchscreen-Bildschirmen liefern. »Bislang liegt kein derartiger Antrag vor«, sagte Balda-Sprecher Hellmich. »Einzelne Investoren dürfen nicht bevorzugt behandelt werden«, betonte er. Wer bei TPK, so das Kürzel für das Gemeinschaftsunternehmen, die Kunden sind und um welche Produkte es geht, unterliege Geheimhaltungsklauseln.
Sapinda International hat seine Position bei Balda inzwischen ausgebaut. Windhorst habe eine Optionsanleihe in Höhe von 80 Millionen Euro bei Sapinda platziert. Mit dem Geld hat Balda das Touchscreen-Projekt finanziert. Zudem wurde ein Wandlungsrecht eingeräumt. Der Fonds kann in den nächsten fünf Jahren etwa die Hälfte des Kredites in vier Millionen Aktien umwandeln. Dann könnte der von Windhorst betreute Fonds seine Anteil bei Balda auf etwa 20 Prozent aufstocken.

Artikel vom 21.09.2006