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Träger 32 steht jetzt neben sich

Stadtwerke erneuern Strommasten - Präzisionsarbeit für den Übergang

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Ummeln (WB). Mit 54 Jahren lässt sich niemand gerne zum »alten Eisen« zählen, aber Strommasten haben da keine besondere Lobby. Sie werden nach Erreichen der Altersgrenze demontiert und durch neue ersetzt. So lassen die Stadtwerke Bielefeld gerade 17 Stück erneuern, die zwischen den Umspannwerken West und Süd in Ummeln und Senne stehen.

Sieben Mitarbeiter der Firma LTB aus Lehrte bei Hannover heben die bis zu vier Tonnen schweren, bis zu 40 Meter hohen Kolosse von ihren angestammten Sockeln, auf denen sie sich seit 1952 behaupten. Ziel ist, jeweils exakt am Platz des alten Fundaments ein neues zu gießen und einen neuen Träger zu errichten. Bis das geschehen ist, hält der alte Mast, um wenige Meter versetzt, die abgeschaltete 110 00-Volt-Hochspannungsleitung in sicherem Abstand zum Boden.
Natürlich reicht der Bizeps der Freileitungsmonteure allein für solche Transaktionen nicht aus: Ein 80-Tonnen-Lastenkran hebt die Tragmasten vom Sockel auf eine Übergangsplattform, wo sie mit Erdankern gegen schwierige Wetterlagen gesichert werden. Die Interimslösung sieht für den Laien recht wackelig aus, doch Bauleiter Rolf Herling versichert schmunzelnd und beruhigend: »Dem ganzen liegt eine gewisse Statik zugrunde. Wir machen das nicht aus dem Bauch heraus...«
Gestern war Träger Nummer 32 an der Reihe. Er steht bereits auf Senner Gebiet, einem Acker nahe der Karl-Triebold-Straße. 70 bis 80 Arbeitsstunden rechnet Herling pro zu versetzendem Mast. Denn entscheidend sind die Vorbereitungen, die zum Teil am Boden, zum Teil in schwindelerregender Höhe passieren müssen: das Freischalten der Stromleitung, das Untersuchen des Bodens auf mögliche Gasleitungen, das Einsetzen der Erdanker, das Einhängen der Stromleitungen in flexible Rollen, das Befestigen der Tragegurte des Krans, das Befestigen der Ankerseile und schließlich das Lösen der 24 dicken Stoßschrauben am Mastfuß. Erst dann »schwebt« das tonnenschwere Ungetüm wie federleicht aus seiner Verankerung. Kranführer Wolfgang Vollriede spielt konzentriert mit seinen Schalthebeln. Für ihn ist das ganze kein Problem. Er hebt sonst Brückenpfeiler, Doppelgaragen oder Betonteile, die »richtig schwer« sind.
Auf einer Strecke von fünf Kilometern investieren die Stadtwerke 1,3 Millionen Euro in die Sanierungsmaßnahme. 2007 erhalten die neuen Masten einen abschließenden Anstrich mit Korrosionsschutz. Bis 2012/2013 ist geplant, weitere 120 Masten der rund um Bielefeld verlaufenden Ringleitung auf diese Weise auszutauschen.

Artikel vom 21.09.2006