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Transrapid in der Schwebe

Ohne Notbremse ins Aus


Seit 22 Jahren rast der Transrapid unfallfrei durchs Emsland - ohne Zugführer und Notbremse. Noch ist es müßig, über die Ursache der Katastrophe vom Freitag zu spekulieren. Erst müssen gesicherte Fakten über den Hergang vorliegen.
Aber soviel ist klar: Ganz gleich, was die Untersuchungen demnächst ergeben, die wirtschaftlichen Folgen des schweren Unglücks mit vielen Toten können sich existenzgefährdend auswirken. Der ewige Dauerbrenner Transrapid befindet sich schon zu lange im Schwebezustand.
Das Gesamtprojekt könnte den Verantwortlichen nicht noch länger Erhaltungsubventionen wert sein. Aktuell ist die Chance auf den wirtschaftlichen Durchbruch so hoch oder niedrig wie seit Jahrzehnten.
Dem Münchener Bauvorhaben fehlt es an Geld, und wenn China sich demnächst doch noch für konventionelle Rad-Schiene-Technik entscheiden sollte, könnte dies das endgültige Aus für die deutsche Erfindung aus dem Jahr 1937 bedeuten. Der Tüftler Hermann Kemper hat vor knapp 70 Jahren die Magnet-Schwebe-Technik zum Patent angemeldet. Wir ahnen: Deutschland kann sich nicht ewig auf alte Ingenieurskunst verlassen.
Hoffentlich beruht das erste große Unglück des Transrapid weder auf Nachlässigkeit noch technischem Defekt. Sonst hätten sich die Mitarbeiter im Emsland nicht nur kreuzunglücklich gemacht, sondern auch noch um ihre Arbeitsplätze gebracht. Reinhard Brockmann

Artikel vom 23.09.2006