22.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das menschliche Buch

»Ausleihen« und Gesprächsrunden in der Stadtbibliothek

Bielefeld (sas). Ein Mensch sagt mehr als 1000 Worte, meinen Imke Brunzema, Sabine Ehlers und Karin Freese. Und so haben sie nach dänischem Vorbild das Projekt der »Lebenden Bücher« initiiert. Unter diesem Motto wollen die Grafikerin, die Lehrerin und Gesundheitsberaterin Menschen miteinander ins Gespräch bringen.

»Fast alle Menschen haben irgendein Fachwissen: durch ihren Beruf, durch ein Hobby oder durch ihre Lebenserfahrung«, erläutert Sabine Ehlers. Einen solchen Menschen sollen Interessierte »ausleihen« können. Eine Stunde lang können sie ihn buchen, um im Dialog vielleicht Dinge zu erfahren, die sie in der Literatur oder in Fachbüchern nicht gefunden haben. Kosten entstehen nicht.
»Die Stadtbibliothek stellt die Räumlichkeiten für die Treffen und liefert das Ambiente«, erklärt Bibliotheksleiter Harald Pilzer. Zudem liegen am Infotresen Faltzettel aus, die über das Projekt informieren. Und schließlich können sich Interessierte auch am Tresen zu einem Gespräch anmelden - wenn sie nicht über Internet verfügen und per Mail unter lebende.buecher@web.de. einen Termin erbitten.
Als Gesprächspartner stehen ihnen im letzten Quartal des Jahres zunächst Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender des Fußballvereins Eintracht Frankfurt und Ex-Arminengeschäftsführer, Jürgen Scholz vom Bürgerfunk, Günter Hölling und Judith Storf von der Patientenberatungsstelle sowie Gabriele Sonnenberg zur Verfügung. Letztere ist Leiterin der Regionalen Arbeitsstelle zur förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA).
Denkbar ist aber auch, dass Vorschläge oder Anregungen gemacht werden, aus welchem Themenbereich weitere Gesprächspartner kommen oder sich andere Bürger selbst als lebendes Buch anbieten, glaubt Imke Brunzema. »Dabei soll das Ýlebende BuchÜ nicht Fachwissen herunterspulen, sondern anschaulich auf Fragen antworten.« Deshalb auch sind Einzelgespräche geplant. Bei großem Andrang aber könnten auch Kleingruppen zusammenkommen.
Denn vielleicht möchten ja viele Bürger von Heribert Bruchhagen wissen, wie man den Beruf des Fußballmanagers lernt, wie Personalverträge der Profikicker aussehen oder wie ein Verein organisiert ist. Und Günter Hölling muss womöglich häufig die Frage beantworten, was für eine angemessene Gesundheitsversorgung bezahlt werden muss, wie man mit Gesundheitsproblemen umgehen kann, woran man den guten Arzt erkennt und wann ein Kostenvoranschlag zur Zahnbehandlung zu teuer ist.
»Das Projekt ist zunächst auf neun Monate angelegt. Dann werden wir Bilanz ziehen, ob es angenommen wird«, sagt Ehlers. Entstanden ist das Projekt mit Hilfe der Initiative »Kompetenz-Entwicklung für Bürgerschaftliches Engagement« (KEBE), gefördert wird es von der Aktion Mensch.

Artikel vom 22.09.2006