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Informierten über Migration und Behinderung: Cornelia Kauczor und Günther Ohlendorf.Foto: Alexandra Kipp

Behinderte Migranten besser fördern

Fachtagung: Experten setzen auf Information und Aufklärung


Bielefeld (WB/AK/ch). »Transkulturelle Orientierung der Behindertenhilfe« war das Thema der Fachtagung »Behinderung und Migration«, die jetzt im Neuen Rathaus stattfand.
»Wir wissen viel zu wenig über behinderte Menschen mit Migrationshintergrund«, klagte Günther Ohlendorf, Koordinator für Behindertenhilfe der Stadt Bielefeld, der die Tagung leitete. Ziel der Veranstaltung war es, die Behindertenhilfe und Migrantenhilfe zur Zusammenarbeit aufzufordern. »In Bielefeld leben 5000 bis 7000 Menschen mit Behinderungen, der Anteil der Migranten in sozialen Einrichtungen und Förderungen beträgt allerdings nur zwei Prozent«, referierte Ohlendorf.
»Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl weitaus höher ist.« Ohlendorf begründete diese Annahme damit, dass viele Migranten aufgrund ihres anderen Problembewusstseins und des unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds Hilfe nur bedingt in Anspruch nehmen. »Viele scheuen den Gang zur Behörde oder wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen«, erklärte Ohlendorf. Problem sei auch, dass die Migranten in ihrer Heimat teilweise schlechte Erfahrungen mit sozialen Einrichtungen gemacht haben und deshalb dem deutschen Gesundheitssystem mit Skepsis begegnen.
»Bielefeld ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet, leider findet es in den meisten Städten wenig Beachtung«, meinte Ohlendorf. Die Veranstaltung bildete den Auftakt einer Kampagne für mehr Aufklärungsarbeit. »In den vergangenen zehn Jahren wurde das Thema ÝBehinderung und MigrationÜ stark vernachlässigt, deshalb wird es Zeit, aktiv zu werden.«
Das Programm der Fachtagung bestand aus Vorträgen und Gesprächen mit Mitarbeitern der verschiedenen lokalen Einrichtungen für Behinderte. Der Behindertenbeirat hat jetzt den Auftrag erhalten, mit dem Migrationsrat zusammenzukommen und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Artikel vom 27.09.2006