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Im Strudel von Gewalt und Drogensumpf

Highschool-Movie und Film Noir

Nach dem College schrieb er sechs Jahre lang am Script, dann machte er ein paar hunderttausend Dollar bei Familie und Freunden für den Dreh locker. Im Schlafzimmer, am Computer, hat Rian Johnson sein Werk nun auch selbst geschnitten.

Mit seinem Debüt »Brick«, einem Mix aus Highschool-Movie und Film-Noir-Elementen, beweist der Regisseur, dass eine engagierte, aber zugleich günstige Produktion durchaus manches digital aufgemotzte Millionenspektakel übertreffen kann. Vom Publikum des renommierten Independent-Festivals in Sundance 2005 für »originality of vision« ausgezeichnet, dürfte der ungewöhnliche und spannende, wenngleich nicht tiefschürfende Thriller auch bei uns seine überwiegend jugendlichen Anhänger finden.
Protagonist ist Brendan (Joseph Gordon-Levitt aus »Mysterious Skin«), bebrillter Einzelgänger an einer südkalifonischen Highschool. Durch einen Anruf seiner Ex-Freundin gerät seine Welt aus den Fugen. Emily wirkt desolat, bittet ihn um Hilfe. Bald darauf findet Brendan ihre Leiche. Auf der Suche nach dem Täter, bei der ihn sein einziger Freund The Brain (Matt O'Leary) mit Internet-Recherchen unterstützt, holt sich Brendan schlimmeres als eine blutige Nase. Während er die Schule mit deren Typen und Cliquen, Klatsch und Ritualen immer näher kennenlernt, gerät er in einen tödlichen Strudel aus Gewalt, Intrigen und Drogen. Mit bezwingender Präsenz trotz zunächst unscheinbarem Äußeren meistert der 25-jährige Ex-Sitcom-Darsteller Gordon-Levitt seine Hauptrolle bravourös.
Inspiriert von Romanverfilmungen der Schwarzen Serie wie Hammetts »Malteser Falke« (1941) und Chandlers »Tote schlafen fest« (1946) hat Johnson die Dialoge in gediegener, heute seltsam altmodisch anmutender Sprache verfasst. Nun bleibt zu hoffen, dass die Synchronisation davon genügend übrig lässt. Auch andere typische Versatzstücke kommen in »Brick« vor. So gibt es die männermordende Femme fatale gleich zweimal: als College-Königinnen Kara (Meagan Good) und Laura (Nora Zehetner). In gleißend blaues Licht getauchte Bilder einer Umwelt, die keine Heimat bietet, und beunruhigende, hochtonige Musik tragen ebenfalls zur Verfremdung der Wirklichkeit bei.

Artikel vom 21.09.2006