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Drei Amerikanerinnen
zieht es in den Süden

Suche nach Liebe am Sandstrand


Drei reife Amerikanerinnen um die 40 verleben in den 70er Jahren wonnige Ferien auf Haiti - »In den Süden« (Filmtitel) zieht es sie wegen junger, muskulöser, schwarzer Burschen, die sich von den Reisenden gegen entsprechende Gegenleistung finanziell verwöhnen lassen. Regisseur Laurent Cantet spricht von »Liebestourismus«, obwohl auch das im Kino schon ein spannender Tabubruch ist.
Ellen, Universitätsdozentin aus Boston, ist der Mittelpunkt einer kleinen Feriensiedlung am Sandstrand von Haiti. Die Gewalt und die politischen Unruhen unter dem Diktator »Baby Doc« Duvalier interessieren sie wenig. Sie kommt schon seit Jahren hierher, angezogen von Legba, einem jungen Haitianer, der sich aus den zahlenden Damen mittleren Alters selbstbewusst seine jeweilige Favoritin für ein paar Wochen auswählt.
Charlotte Rampling, der ewig rätselhafte Magnet so vieler Autorenfilme, macht als Darstellerin der Ellen keinen Hehl daraus, dass in dieser Frau hinter intellektuellem Zynismus eine tiefe Sehnsucht lauert. Ellen verliert irgendwann die Kontrolle in diesen Spiel, weil sie einen Jungen liebt, der mehr für sie tut, als ihr Verlangen zu befriedigen. Auch die mollige Sue, ebenfalls gut über 40, genießt die Aufmerksamkeit eines einheimischen Liebhabers.
Das sinnliche Paradies bekommt Risse, als Brenda (Karen Young) zur Ferienkolonie stößt - eine sentimentale, scheinbar naive Provinzlerin im Blümchenkleid. Ihr Reisegrund heißt ebenfalls Legba - und der schenkt seine Gunst und Aufmerksamkeit nun nicht mehr Ellen, die bitter auf den Verlust reagiert.

Artikel vom 21.09.2006