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Wärmende Kontakte in
der politischen Eiszeit

Die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft feiert ihren 50.

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Der Irakkrieg wird natürlich diskutiert, aber nicht die hohe Politik, sondern die Freundschaft unter den Völkern treiben die Mitglieder der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft um. Am Samstag im Lessinghaus feiert die DAG ihren 50. Geburtstag.

Wann immer die Rede auf Bielefeld kommt, wundert man sich im Dachverband VDAC, wie ausgerechnet am Teuto ein solcher Verein entstehen konnte - schließlich gehörte Bielefeld zur britischen Besatzungszone. »Ich habe auch in alten Unterlagen nichts über die Motive gefunden, die am 19. April 1956 zur Gründung der DAG Ostwestfalen-Lippe Bielefeld geführt haben«, sagt die seit gut zwei Jahren amtierende Vorsitzende Rosemarie Kelle.
Am Samstag wollen 60 DAG-Aktive, Ehemalige und Angehörige 50 Jahre Völkerverständigung feiern. Zu den Gästen gehören auch zwei Kinder des ehemaligen Bielefelder WDR-Chefs Werner Höcker, der 1974 - unter widrigsten Bedingungen - einen regelmäßigen Austausch zwischen old Germany und den USA einrichtete. »Auch an den amerikanischen Universitäten war man skeptisch, welch enorme Verantwortung man sich durch Unterbringung und Betreuung der Besuchergruppen da wohl aufbürde«, erinnert sich Prof. Dr. Johanna Roden, die das Unternehmen jenseits des Großen Teiches guten Mutes dann doch organisierte.
Die Germanistin Johanna Roden, mittlerweile emeritiert, war 1953 ausgewandert und unterrichtete an der California State University in Long Beach. »Nicht nur viele Austauschschüler pflegen regelmäßige Kontakte - sogar manche Gasteltern blieben sich seither dauerhaft verbunden«, erzählt sie. Beim Festvortrag im Lessinghaus wird sie aus ihren reichen Erinnerungen schöpfen können.
»Der Austausch, an dem Schüler, Lehrlinge und Studenten teilnahmen, sofern sie bereits 18 waren, bestand bis 1997«, berichtet der Rechtsanwalt und DAG-Vize Volker Kiso. »Mittlerweile jedoch haben wir die Beziehungen wieder beleben können und schicken Jahr für Jahr einige Studenten für ein Studienjahr in die USA«, ergänzt Schatzmeister Friedrich Weitkamp. Die universitären Kontakte sind dem Germanisten und Anglisten Prof. Dr. Josef Raab zu danken, der mittlerweile von Bielefeld an die Uni Duisburg gewechselt ist.
Und Rosemarie Kelle freut sich, dass das Gymnasium Heepen an einem Austauschprogramm reges Interesse zeigt: »Zu Ostern 2007 werden die ersten Schüler nach Oakland/Maryland reisen.«
Die vor 50 Jahren von der Wirtschaftswissenschaftlerin und Berufsberaterin Dr. Marianne Stemme und von Pfarrer Waldemar Schibilsky gegründete DAG greift - über den Dachverband -Ê für dieses Austauschprogramm finanziell tief in die Tasche. »Gerade in Zeiten politischer Entfremdung sind Begegnungen wichtig«, versichert Kiso.
Die DAG-Mitglieder treffen sich regelmäßig zu kulturellen, geschichtlichen und musikalischen Themen (Infos telefonisch unter der Nummer 05 21 / 33 55 90). Höhepunkt ist der bundesweite »Deutsch-Amerikanische Tag«, bei dem einem verdienten Mitglied die Lucius-D.-Clay-Medaille verliehen wird - diesmal in Nürnberg von Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber.

Artikel vom 22.09.2006