22.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Rückkehr zum Herd«
ist nicht die Lösung

Berufstätigkeit und Familie sind vereinbar


Zum Liminski-Leitartikel »Rückkehr des Mutterseins«:
Mit Interesse habe ich, eine berufstätige Mutter, den Leitartikel zum Thema »Rückkehr des Mutterseins« gelesen und bis zum Ende der ersten Spalte gedacht, der Verfasser nehme die Leserschaft humorvoll auf den Arm, stellte dann aber fest, dass dem ganz und gar nicht so war. Sie haben das tasächlich ernst gemeint, was Sie die geschrieben haben und - das in Ihrem Alter?
Ich könnte Ihnen ja noch dahingehend zustimmen, dass nicht alles, was der sogenannte Feminismus hervorgebracht hat, richtig und gut war. Nun aber zu propagieren, dass allein seligmachend die Rückkehr zum Herd sei und dass nur auf diesem Wege die mütterliche Liebe zu erreichen ist, treibt mir als weiß Gott nicht feministischer Mutter zweier fast erwachsener Kinder, die trotz meiner Berufstätigkeit nicht auf die schiefe Bahn geraten sind, die Tränen in die Augen. Sie schreiben, dass die Ideologien der Feministinnen die Medien dominieren und dass es ihnen gewisslich gelingen werde, mit Eva Herman fertig zu werden, mit der Natur der Eva jedoch nicht. Was ist denn die Natur der Eva?
Ganz abgesehen davon, dass auch Sie ein Teil der Medien sind, sollten Sie einmal darüber nachdenken, dass etwa die Hälfte Ihrer Leserschaft aus Frauen besteht, die zum Teil sogar gezwungen sind, zu arbeiten, ohne dabei den Anspruch zu erheben, in männliche Domänen einbrechen und Männer kopieren zu wollen, sondern ganz einfach, weil ihre Männer nicht genug für die »Familie«, die es ohne diese Frauen nicht gäbe, mit nach Hause bringen?
Könnte es nicht auch so sein, dass die »normal gebliebenen Bürger, Eltern und Jugendlichen« Respekt vor ihren arbeitenden Frauen und Müttern haben, die trotzdem mit Freude Kinder in die Welt gesetzt haben und beides, Mütterlichkeit und Berufstätigkeit, unter einen Hut bringen?
Ich könnte Ihren Artikel auch als machohaft abtun, das aber wäre mir zu einfach. Ich bin Mutter und gerne berufstätig und lasse mir von Ihnen nicht einreden, dass ich meiner Aufgabe als Mutter nicht gerecht geworden bin. Auch zu Ihnen müsste mittlerweile vorgedrungen sein, dass es Frauen gibt, die ihre Berufe besser ausfüllen als ihre männlichen Kollegen und umgekehrt genauso - oder wie erklären Sie sich die männliche Hebamme?
Wichtig ist, dass wir uns nicht plötzlich einreden lassen, dass die Probleme, die unsere Gesellschaft hat, auf unsere Berufstätigkeit zurückzuführen ist. Wir könnten es ja einfach mal lassen mit der Berufstätigkeit, aber dann Gute Nacht, liebes Deutschland!
CORDULA EIKEL
33098 Paderborn

Artikel vom 22.09.2006