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Wo Alchimisten, Gaukler,
Magier und Hexen regieren
Die Odenwaldgemeinde Reichelsheim veranstaltet jedes Jahr Märchentage
Die kleine Odenwälder Gemeine Reichelsheim bildet den östlichen Punkt im Dreieck mit den Großstädten Frankfurt und Mannheim. In den sanften Hügeln der Mittelgebirgslandschaft des Odenwaldes idyllisch gelegen, zieht das kleine Städtchen an der Nibelungenstraße schon immer zahlreiche Touristen an.
Einfache und Spitzengastronomie sowie ein mannigfaltiges Angebot an Gästebetten sorgt für das Wohlbefinden der Besucher von nah und fern.
Seit elf Jahren ist die Gemeinde im Oberen Gersprenztal um eine Attraktion reicher: die mittlerweile bundesweit bekannten Reichelsheimer Märchen- und Sagentage. Unter dem verheißungsvollen Motto »Heute back ich, morgen brau ich«, lockt die Märchenhauptstadt Reichelsheim auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher in die schöne Odenwaldgemeinde. Die Märchenspiele finden vom 27. bis 29. Oktober statt.
Wie immer wird sich der Ort in Gewahrsam von Märchenerzählern, Wahrsagern, Ritterschaften und Magiern, Alchimisten, Gauklern, Hexen, Vaganten und Zauberern befinden.
Bis ins deutschsprachige Ausland drang die Kunde des inzwischen etablierten Märchen- und Sagenfestes, das traditionell am letzten Oktoberwochenende des Jahres die beschauliche Gemeinde in den Wallfahrtsort aller Märchenfreunde verwandelt. Und so sahen die Organisatoren während der vergangenen Jahre fassungslos zu, wie der Besucheransturm bis auf 50 000 Menschen anschwoll. Einer der Gründe wird sicherlich sein, dass der Eintritt in die Märchenwelt kostenlos ist, nur wenige Veranstaltungen sind gegen Gebühr zu erreichen.
Passend zur aktuellen Initiative des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, Hessen als »Land der Brüder Grimm« touristisch zu vermarkten, haben die Reichelsheimer ein sagenhaftes Programm zusammengestellt. So werden zahlreiche »Prominente« aus Politik, Wissenschaft, Kirche und Kunst die Märchen der Gebrüder Grimm lesen. Angefangen vom Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, dem Staatsminister a.D. und Sprecher des Hessischen Literaturrates, Hartmut Holzapfel, über den Regierungspräsidenten für Rhein/Main - Südhessen, Gerold Dieke, den Präsidenten der Europäischen Märchengesellschaft, Dr. Heinrich Dickerhoff, bis hin zur Pröpstin Karin Held.
Für die jüngeren Besucher stehen ganze Heerscharen von Zauberern, Gauklern, Hexen, Feuerschluckern und altertümlichen Musik- und Spielgruppen bereit, Kindermarionettentheater, Geschichtenerzähler, Ritter, Schwertkämpfer und Burgfräuleins schlagen ihre Zelte auf.
Schattentheater, Zaubershows, Folkloregruppen, Harfenmusik sowie der verkaufsoffene Sonntag mit zahlreichen Aktionen und Attraktionen der Gewerbetreibenden bereichern das Programm. Während des Wochenendes werden knapp 80 Veranstaltungen geboten.
Vier Kindertheater zeigen ihre besten Grimm-Märchen. Das Scherenschnitttheater »Theater der Dämmerung« aus Düsseldorf präsentiert die Klassiker »Aschenputtel«, »Rotkäppchen« und »Die Bremer Stadtmusikanten«, das Mitmachmärchentheater »Shamballa« aus Schriesheim die beiden Stücke »Die Kristallkugel« und »Die drei Federn«, das Puppentheater »Putschenelle« aus Zell am Main »Hase und Igel«, und das Puppentheater »Dimbeldu« aus Vaihingen das Stück »Rumpelstilzchen« - das Grimm-Märchen, dem das diesjährige Motto entstammt.
Der Jugendchor der evangelischen Michaelsgemeinde wird mit »The fairy Queen« - Ein Sommernachtstraum - von Shakespeare, ausnahmsweise einmal nicht von den Grimms, beeindrucken.
Eine Sonderausstellung zeigt Exponate der Wirkungsstätten der Brüder Grimm, angefangen vom Geburtsort Hanau, dem Ort der Jugend Steinau an der Straße, dem Studienort Marburg bis hin zur Wirkungsstätte Kassel. Ergänzt wird die Sonderausstellung mit dem Künstler Albert Schindehütte und seinen Exponaten aus der Schauenburger Märchenwache. Er wird als besonderen Höhepunkt samstags und sonntags mit Kindern Linoldrucke erstellen.
Der Marktvogt achtet auf Einhaltung der guten Sitten auf dem Mittelaltermarkt und wird die »Strafen« für Zuwiderhandlungen bei der Markteröffnung am Samstag und Sonntag vor Ort verkünden.
Immer wieder beweist die Gemeinde Reichelsheim, dass Vermarktung und wirtschaftliches Interesse nicht im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten stehen, sondern dass es vielmehr darum geht, wertvolle Traditionen und Bräuche am Leben zu erhalten, die Bedeutung von Märchen und Sagen in unseren Tagen hervorzuheben und in einer Zeit der Globalisierung den Wert von Heimat und Identität vor Augen zu führen.
www.maerchentage.de

Artikel vom 23.09.2006