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Betriebe waren stets im Wandel

Historische Sammlung Bethel eröffnet heute eine neue Austellung


Von Elke Wemhöner und
Bernhard Pierel (Foto)
Bethel (WB). Sie stellten die Versorgung sicher und boten den behinderten Menschen ein Betätigungsfeld: die Bethel-Betriebe. Die neue Ausstellung in der Historishen Sammlung zeichnet ihre Geschichte nach - mit Bezug auf den Mann, der die Gründungen voran getrieben hat: Friedrich von Bodelschwingh. Die Ausstellung ist ab heute bis Sonntag, 22. Oktober, geöffnet; sonntags bis donnerstags zwischen 15 uns 18 Uhr und nach Vereinbarung.
Für den Christen Friedrich von Bodelschwingh hatte Arbeit einen hohen Stellenwert, war wichtig für das Selbstverständnis und natürlich auch eine Pflicht. Die Beobachtung, dass Menschen aus der Psychiatrie ruhiger und zufriedener waren, wenn sie einer regelmäßign Tätigkeit nachgingen oder etwas für sie Sinnvolles taten, ergänzte sich mit dem Effekt, dass Bethel mit seinen Betrieben dank guter Qualität auch Einnahmen erzielen konnte.
Historikerin Bärbel Bitter hat nicht nur Daten und Fakten zusammengetragen, sondern auch auf großformatigen Tafeln die Anfänge von Bethel-Betrieben mit dem heutigen Stand in Beziehung gesetzt. Und sie hat reizvollen Exponaten ausgewählt, die das Thema anschaulicher machen. So ist ein Gang durch die Ausstellungsräume auch ein Spaziergang durch die Geschichte und der Entwicklung von Arbeitsfeldern.
Die alten Bügeleisen lassen erahnen, wie mühsam das Plätten der Leinentücher seinerzeit war. Die verzinkte Sitzbadewanne war gewiss ein »Verkaufsschlager« der Bethel-Schlosserei. Alte Auftragsbücher belegen, dass Maurer auch in Dortmund und bis hinunter ins Rheinland gearbeitet haben.
Wenn die Bethel-Häuser mit Milch aus der eigenen Landwirtschaft, frischem Brot aus der Bäckerei, Wurst vom eigenen Schlachter und Gemüse aus der Gärtnerei versorgt wurden, hatte das finanzielle Vorteile. Es gab jedoch auch ein Spannungsfeld zwischen Bethel und der Bielefelder Kaufmannschaft und den Handwerksbetrieben. So ist belegt, dass die Gärtnerei den Verkauf von Blumen und selbstgebundenen Kränzen außerhalb Bethels reduzierte und stattdessen den Bereich Samenhandlung und -versand aufbaute. Die Bethel-Betriebe waren stets einem Wandel unterzogen; nicht florierende wurden geschlossen, neue eingerichtet. Heute gibt es noch 15 Betriebe. Die Werkstätten für Behinderte sind ein eigener Bereich.

Artikel vom 20.09.2006