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Oliver Reins visiert neue Bestmarke an

Grippe schwächt Elias Sansar vor Hauptstadt-Lauffest

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Seit Monaten hatte der Hermannslaufsieger dem Abenteuer Berlin-Marathon entgegen gefiebert - und nun hat ihn echtes Fieber matt gesetzt. »Ein Gripperückfall. Vielleicht kann ich gar nicht laufen,« sagt Elias Sansar traurig. Und selbst wenn eine wundersame Heilung eintreten sollte; vom Ziel, auf dem schnellen flachen Kurs eine neue persönliche Bestzeit von unter 2:20 Stunden aufzustellen, hat sich Startnummer 6935 inzwischen verabschiedet. »Ich habe höchstens 2:35 Stunden drauf,« meint der 26-Jährige missmutig.

Längst hat der fünffache Vereinsrekordhalter des TuS Eintracht den Wechsel von der Bahn (»Ich lege keinen großen Wert mehr darauf, quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit in den Stadien meine Runden zu drehen«) auf die lange Distanz vollzogen. Seine erste Stippvisite in die Landeshauptstadt überhaupt sollte nach dem Gewinn des Hermannslaufes (1:45:50 Std.), des Rose-Marathons (2:28:02 Std.) oder des run & roll days (33:16 min) einen neuen prestigeträchtigen Zenit in seiner Läuferkarriere markieren.
Doch Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen und Appetitlosigkeit haben den Körper des gebürtigen Kurden zu sehr geschwächt. »Am vernünftigsten wäre es sicherlich, ganz zu verzichten. Aber dann wären die ganze Vorbereitung und Vorfreude aufs Ereignis für die Katz'.«
Das olympische Motto »Dabei sein ist alles« zählt für Elias Sansar nur bedingt. »Wenn ich stark und gesund bin, passt der Satz für mich nicht. Dann will ich so weit wie möglich vorne landen. Aber in meiner derzeitigen Verfassung muss ich so eine Sichtweise wohl akzeptieren.«
Die Vereinsbestenliste der Brackweder Marathonis weist durchweg Berlin als Rekordpflaster aus: Hier haben Boris Pieper (2:36,55 Std., leidet aktuell unter orthopädischen Problemen), Oliver Reins bei seiner Premiere (2:39,20 Std.) und Axel Thör (2:54,31 Std.) ihre gültigen Bestmarken aufgestellt, die am Sonntag aber fallen sollen. SVB-Lauftrainer Udo Brandt-Hüdepohl traut Reins eine Zeit von unter 2:35 Stunden zu (»Das ist die vorsichtige Variante«), Thör will die 2:50 Stunden unterbieten.
Überhaupt lobt Brandt-Hüdepohl neben der »wunderbaren Strecke« die »100-prozentige Organisation« in Berlin. »Da stehen die Kilometerschilder exakt dort, wo sie auch sein sollen. Woanders ist das mitunter fragwürdig.« Alle fünf Kilometer sind Zwischenzeiten auf Großuhren ablesbar.
Die SVB-Damen müssen sich bis zum Wochenende 6.-8. Oktober gedulden: Dann zieht es Nicole Bornhütter, Antje Brinkmann, Kirsten Heckmann, Sabine Hempelmann und Ina Tünnermann zum München-Marathon, in dessen Rahmen die deutschen Marathon-Meisterschaften ausgetragen werden. Hier gehen die Brackwederinnen neben einigen hundert anderen fünf Minuten vor dem großen Feld auf die Strecke.
Außer den »Profis« des TuS Eintracht und der SV Brackwede lässt sich eine stattliche Schar Bielefelder Langstreckler (siehe unten im Kasten) den von dem äthiopischen Ausnahmeläufer Haile Gebrselassie angeführten Berlin-Klassiker nicht entgehen. Start- und Zielgebiet befinden sich rund um Brandenburger Tor, Reichstag und Siegessäule. Wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am Sonntag um 9 Uhr den Startschuss abgibt, setzen sich 39 636 LäuferInnen aus 105 Nationen auf der sechsspurigen Straße des 17. Juni in Bewegung.
Gändehaut-Atmosphäre ist garantiert: Eine Million Zuschauer säumen die 42,195 km lange Strecke, deren Ideallinie mit einer »Blue Line« gekennzeichnet ist. An den zahlreichen Sehenswürdigkeiten spielen insgesamt mehr als 60 Live-Bands, darunter auch die Big Band der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen aus Bethel. Seit 2005 ist Bethel Charity Partner des Berlin-Marathons.
Rund um den Platz der Republik entsteht ein fast 2000 Meter langer Fahrzeugkonvoi. Der längste mobile Kleiderschrank der Welt nimmt die Kleidersäcke der Sportler auf.
Mit Dr. Detlef Kuhlmann, Mitautor des Buches »Berlin-Marathon - Eine Liebeserklärung«, gehört ein alter Bielefelder zum Organisationsteam des viertgrößten Marathons weltweit. Der spektakulärste deutsche Straßenlauf hat inzwischen den Sprung in die »Premier League« geschafft. Dazu gehören noch der Boston-, London-, Chricago- und New York-Marathon.
www.ssc-events.com

Artikel vom 21.09.2006