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Hand, Amoklauf und ein Punkt

1:1 - SC Paderborn 07 verfehlt in Jena einen greifbaren Auswärtsdreier

Von Peter Klute
Jena (WB). Der 1. FC Köln kann kommen. Vor dem bereits ausverkauften Heimspiel an diesem Freitag kehrte Zweitligist SC Paderborn 07 mit dem erhofften Erfolgserlebnis aus Thüringen zurück. 1:1 (0:0) hieß es nach einer turbulenten zweiten Halbzeit beim FC Carl Zeiss Jena. Damit bleibt der neue SCP-Cheftrainer Roland Seitz auch in seinem dritten Pflichtspiel ungeschlagen.

»Ein Spiel dauert 90 Minuten«, besagt eine Fußballweisheit des legendären Sepp Herberger. Wenn die Beteiligten an die Partie gestern im Ernst-Abbé-Sportfeld zurückdenken, werden die ersten 54 Minuten kaum Erwähnung finden. Die Gäste begannen gut, ließen sich im Verlauf der ersten Hälfte von den bekannt kampfstarken Hausherren aber immer mehr den Schneid abkaufen und konnten aus Sicht ihres Trainers über das 0:0 zur Pause »glücklich« sein. Seitz war über die ersten 45 Minuten enttäuscht, sein Gegenüber Heiko Weber sprach bis dahin von einem »ganz normalen Zweitliga-Spiel«.
Das änderte sich neun Minuten nach dem Wechsel und mit dem 0:1 von Erwin Koen schlagartig. In der Vorbereitung zum ersten Auswärtstor des SCP in dieser Saison hatte Kapitän René Müller ein klares Handspiel begangen, auch wenn er nachher sagte: »Der Arm war angelegt, das kann man pfeifen, muss man aber nicht.« Die Pfeife von Schiedsrichter Stefan Schempershauwe aus Hildesheim blieb stumm, der Großteil der 6257 Zuschauer auf den Rängen wurde immer lauter und das Spiel drohte zu eskalieren. »Egal, ob Hand oder nicht. Danach ist meine Mannschaft ohne Kopf zehn Minuten Amok gelaufen. Wir können froh sein, nicht das 0:2 oder eine Rote Karte kassiert zu haben. Der Schiedsrichter hat mir leid getan, ich werde es nicht zulassen, dass eine von mir trainierte Mannschaft nochmal so auftritt«, fand der Jena-Trainer klare Worte.
Das Spiel wurde immer hektischer und geriet völlig außer Kontrolle. »Da hätten wir ruhiger spielen müssen, Jena hat doch nichts mehr auf die Kette bekommen«, ärgerte sich Müller. Die größte Chance zum zweiten Tor vergab Timo Röttger, als Schlussmann Christian Person seinen Schuss an den Pfosten lenkte. Röttger war zur Pause mit Thomas Bröker (musste kurz vor Schluss aufgrund eines lockeren Zahnes wieder vom Feld) für Benjamin Schüßler und Hüzeyfe Dogan ins Spiel gekommen und danach lief es beim SCP deutlich besser. Zur Beruhigung von Weber fiel aber kein weiteres Gegentor und seine Mannschaft durfte auch vollzählig zu Ende spielen. Zu Unrecht, wie Seitz fand: »Die Tätlichkeiten von Silvio Pagano gegen Garry de Graef und das grobe Foul von Alexander Maul gegen Erwin Koen waren rotwürdig.«
Röttgers erwähnter Pfostentreffer datierte aus der 75. Minute, und da hieß es schon 1:1. Konnte Torwart Tom Starke den ersten Fehler von Marc Gouiffe à Goufan mit einer Weltklasseparade gegen den eingewechselten Patrick De Napoli noch wettmachen, war er beim zweiten Patzer einer seiner Vorderleute machtlos. Jerome Colinet, der den verletzten Andrew Sinkala ansonsten gut vertrat, »bediente« Fiete Sykora und der bedankte sich mit dem Ausgleich. »Den muss Jerome einfach in die Wolken hauen«, meinte Starke und sprach von zwei verlorenen Punkten. Die meisten anderen konnten mit dem Remis leben, aber alle waren sich einig: »Hier war nach der Führung mehr drin.«

Artikel vom 25.09.2006