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In allen Schulen
Impfpässe prüfen

Weitere Masern-Ausbrüche in NRW verhindern

Von Ernst-Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Nach der Häufung der Masernerkrankungen in Nordrhein-Westfalen empfehlen das Robert-Koch-Institut (Berlin) und das NRW-Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst die verstärkte Kontrolle von Impfpässen in allen Kindergärten und Schulen.
Nur zwei Drittel aller Kinder in Ostwestfalen erhalten die Auffrischungsimpfung, die Sicherheit vor einer Masernerkrankung gibt.

Diese Vorsorgemaßnahme könnten von den Gesundheitsämtern wie auch von den Schulen und Kindertagesstätten selbst organisiert werden. Es sei dringend notwendig, bestehende Impflücken zu schließen, sagte die Sprecherin des Robert-Koch-Instituts, Susanne Glasmacher.
Dr. Ulrich van Treeck vom Landesinstitut in Münster schlägt vor, dass alle Mädchen und Jungen die in den Kindergarten kommen, einen Impfpass vorlegen und einen ausreichenden Impfschutz nachweisen sollten. Nach der weiteren Kontrolle des Impfbuches bei den Einschulungsuntersuchungen sollte es eine erneute Prüfung beim Verlassen der Grundschule geben. Sinnvoll sei es ferner, dass alle Lehrer bei ihrer Einstellung ihren Impfpass vorzeigten, sagte van Treeck. Um diese Maßnahmen zu erreichen, müssten das Gesundheits- und das Schulministerium eine gemeinsame Regelung finden.
Masern könnten nur verhindert werden, wenn sich 95 Prozent der Bürger impfen ließen. Zwei Impfungen seien notwendig. Die Quote der ersten Impfung liegt in NRW bei 88 Prozent. Die Quote der zweiten Impfung ist weit geringer und schwankt in Ostwestfalen-Lippe zwischen 58 Prozent (Kreis Minden-Lübbecke) und 77,6 Prozent (Kreis Paderborn). Die Durchschnittsrate bei der Auffrischungs-Impfung in OWL beträgt 65,9 Prozent.
Bundesweit ist die Zahl der Masernerkrankungen von 6000 im Jahr 2001 auf 121 im Jahr 2004 zurückgegangen. Danach gab es wieder einen Anstieg auf 778 im Jahr 2005 und auf bereits mehr als 2200 Fälle in diesem Jahr. NRW liegt mit 1713 Erkranken an der Spitze. Es folgen Baden-Württemberg (119 Fälle), Hessen (61), sowie Bayern und Schleswig-Holstein mit jeweils 60 Fällen.
Im Frühjahr hatte es im Ruhrgebiet und am Niederrhein einen größeren Masernausbruch gegeben. In Paderborn sind derzeit acht Menschen an Masern erkrankt. Ferner gibt es fünf Verdachtsfälle. Entwarnung gab es gestern für einen sechsten Verdachtsfall. Der betroffene 14-jährige Schüler des Pelizaeus-Gymnasiums ist nicht an Masern erkrankt. Das Kreisgesundheitsamt hob alle geplanten Quarantänemaßnahmen auf. Vor der Entwarnung hatten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes bereits die Impfpässe von 1073 der 1500 Schüler sowie der Lehrer kontrolliert. Die Aktion wurde abgebrochen.
Heute werden die Impfpässe des Förderzentrums der Bonifatius-Hauptschule in Paderborn kontrolliert. Betroffen sind 150 Schülerinnen und Schüler. Ein 15-jähriger Junge dieser Schule könnte an Masern erkrankt sein. Nach Angaben von Kreissprecherin Michaela Pitz werde alles unternommen, um mögliche Infektionsherde einzukesseln. Es gelte eine Masern-Epidemie zu verhindern. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 20.09.2006