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»Die ist nett und kommt im Fernsehen«

Schauspielerin Ursula Karven ist neue Botschafterin von »wünschdirwas«

Von Burgit Hörttrich
und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). »Hier herrscht eine schöne Atmosphäre, obwohl es ja ein Krankenhaus ist«, lobt Schauspielerin Ursula Karven (42) bei ihrem Besuch der Gilead Kinderklinik. Sie ist die neue Botschafterin des Vereins »wünschdirwas«, der schwer kranken Kindern Herzenswünsche erfüllt.

Einen Herzenswunsch, wie ihn Hella Sophie (9) hatte, als sie, an Leukämie erkrankt, in der Kinderklinik lag. Hella Sophie, die Tiere über alles liebt, wünschte sich, Delfine streicheln zu dürfen: »Das war toll.«
Gestern war sie zunächst ein wenig schüchtern, fasste aber schnell Vertrauen zu Ursula Karven, die eigens von Mallorca, wo sie mit ihrer Familie lebt, angereist war. Ihre unkomplizierte, offene Art nahm auch Mona (14) und Philipp (11) jede Scheu. Mona wurde ermöglicht, mit dem Hubschrauber zu fliegen, Philipp erlebte mit, wie »Geld gemacht« wird - in der »Staatlichen Münze« in Berlin. Ob sie Ursula Karven aus dem Fernsehen kennen? Hella Sophie: »Nö, ich schaue kaum Fernsehen, spiele lieber draußen.«
Keinen blassen Schimmer, wer Ursula Karven ist, hatte auch - verständlicherweise - der sechsjährige Niklas, der vor zwei Jahren krank wurde (Burkitt Lymphon), inzwischen aber nur noch alle drei Monate zur Untersuchung in die Kinderklinik kommt. Niklas fand den Besuch der Schauspielerin trotzdem »cool«: »Die ist nett und vielleicht komme ich ja auch mit ins Fernsehen.« Niklas - inzwischen erfüllter - Wunsch: ein Besuch in Legoland in Günzburg.
Das Amt als Botschafterin zu übernehmen, das sei für sie keine Frage gewesen, sagt Ursula Karven: »Einen Wunsch zu erfüllen, das bedeutet nicht nur das Erlebnis selbst, sondern eine lange Vorfreude und schöne Erinnerungen.« Das bestätigt auch Oberarzt Dr. Norbert Jorch: »In einer Zeit, in denen sie oft Angst haben, gibt es etwas, auf das sich die Kinder freuen können - ein richtiger Motivationsschub.«
Ursula Karven, die von November an wieder als Staatsanwältin im Hamburger ARD-»Tatort« mit Robert Atzorn vor der Kamera steht, die ZDF-Serie »M.E.T.R.O.« weiter dreht, mag auch, dass der Verein versucht, wirklich allen kranken Kindern ihre Wünsche zu erfüllen: »Auch denen, die vielleicht doch nicht so krank sind. Aber sie haben ja auch schreckliche Angst gehabt.« Lange überredet werden musste sie nicht, das neue »Amt« anzunehmen - zumal ihre Schwester Sonja Schleppinghoff, seit Januar für »wünschdirwas« tätig, sie gefragt hat. . .
Der Verein, so Vorstandsmitglied (eigentlich »Wunschfee«) Mechtild Bierschbach, erfülle allein 60 bis 70 Kindern, die in Gilead behandelt werden, pro Jahr deren Herzenswunsch. Man arbeite eng mit 57 Kliniken zusammen, aber auch die Wünsche derer, die dem Verein einfach schreiben, versuche man zu erfüllen.
Die »Wunschliste« führen an Besuche in Euro-Disney, in Legoland, bei Fußball-Stars wie Michael Ballack oder Miro Klose, selbst ein Treffen mit Gorbatschow hat der Verein schon möglich gemacht. Manchmal dauert die Wunscherfüllung nach Ansicht von Mechtild Bierschbach auch unnötig lange: »So warten wir schon acht Wochen lang auf ein Autogramm von David Beckham.«

Artikel vom 20.09.2006