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»So viel Pech kann niemand haben«

29 Unfälle in vier Jahren - Versicherung: Schaden absichtlich verursacht

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). 29 Verkehrsunfälle in vier Jahren - und nie selber schuld. Dieses hat der 51-jährige Robert B. aus Paderborn fertiggebracht. Der Mann ist entweder ein Pechvogel oder ein Versicherungsbetrüger.

Sein Audi A 6 war noch keine zwei Monate alt, als die funkelnagelneue Limousine die ersten Dellen bekam. Kaum repariert, knallte es erneut. Und so ging die Unfallserie mit schöner Regelmäßigkeit weiter. Mal nahm ihm ein anderes Auto die Vorfahrt, dann krachte ihm irgendjemand, der nicht rechtzeitig bremsen konnte, ins Heck. Im Schnitt alle sieben bis acht Wochen wurde der Audi in die Werkstatt geschleppt - stets in die selbe - und wieder ein Blechschaden repariert. Das Geld holte sich der Unglücksrabe stets von der gegnerischen Versicherung wieder.
Die Reparaturkosten beliefen sich zusammengerechnet bereits auf gut 40 000 Euro, mehr als der Wagen gekostet hatte, bevor der Assekuranz die unheimliche Unfallserie merkwürdig erschien.
Als die erste Gesellschaft sich weigerte, den Schaden zu ersetzen, kam es zum Prozess. Und dabei stellte ein Sachverständiger fest, dass der Unfall von dem vermeintlichen Opfer ganz offensichtlich mit Absicht herbeigeführt worden war.
Die Staatsanwaltschaft Paderborn stellte umfangreiche Ermittlungen an, stellte letztlich aber sämtliche Verfahren gegen Robert B. wegen geringer Schuld ein. »Wir konnten ihm nichts eindeutig nachweisen«, sagt Oberstaatsanwalt Horst Rürup. So erhielt der Paderborner lediglich eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten, weil er die Arbeitsagentur betrogen hatte.
Zivilgerichte haben es in solchen Fällen leichter als die Strafjustiz: Ihnen reicht der so genannte Anscheinsbeweis, und der sprach eindeutig gegen Robert B. Knapp 7000 Euro wollte er dieses Mal von der HUK Coburg haben. Weil er angeblich wegen eines Radfahrers stark bremsen musste, war es zu einem Auffahrunfall mit einer ältere Dame gekommen. Niemand außer dem Kläger hatte den Radfahrer allerdings gesehen. Angesichts der Vorgeschichte stand für Richter Adalbert Heine fest: »Der Unfall war vom Kläger absichtlich provoziert. So viel Pech kann wirklich niemand haben.« Robert B. bekommt keinen Cent.
Der von B. in vier Jahren durch Verkehrsunfälle verursachte Gesamtschaden soll sich inzwischen auf mehr als 100 000 Euro belaufen. Az.: 2 O 273/06

Artikel vom 25.09.2006