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Opfer als ständige Mahnung sehen


Senne (sw). Im Juli 1944 wurden in Bielefeld vom zweiten Senat des so genannten Volksgerichtshofes zwölf Arbeiter wegen angeblichen Hochverrats zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung erfolgte am 15. und am 22. September des Jahres in Dortmund. Dieser zwölf Männer - Familienväter, Dreher, Zuschneider, Lageristen - gedachten gestern Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt, des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der SPD am Ehrenfeld der politisch Verfolgten auf dem Sennefriedhof.
Helga Gießelmann, Vorsitzende der Bielefelder SPD, erinnerte an das Schicksal der Männer, die sich unter anderem den Vorwürfen der Feinbegünstigung und des »Rundfunkverbrechens« ausgesetzt sahen, weil sie versucht hatten, sich auf ausländischen Radiosendern über den Krieg zu informieren. Für ein paar kritische Bemerkungen über die Nazi-Herrschaft und den Krieg mussten diese Männer ihr Leben lassen.
»Ihr Opfer muss uns eine ständige Mahnung sein, mit höchster Wachsamkeit allen Tendenzen entgegenzutreten, die in diese Richtung gehen«, betonte Gießelmann, die Bezug nahm auf die jüngsten Landtagswahlen und die Tatsache, dass die Rechten nun in drei deutschen Landesparlamenten vertreten sind, sowie auf die Demonstrationen in Bielefeld am vergangenen Wochenende. »Auch in Bielefeld wollte eine Gruppe von Rechtsextremen marschieren. Es tat gut, zu erleben, wie sich ein breites Bündnis dagegen formierte. Der Widerstand zeigte, dass die Rechten nicht willkommen sind. Das Motto lautete ÝWir halten dagegenÜ - und so wird es auch in Zukunft sein.«

Artikel vom 20.09.2006