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Wissen, ob es noch Spuren gibt

Volksbund informiert

Auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs suchen Angehörige Informationen über Kriegstote. »Die Nachwehen halten an«, sagt Peter Bülter, künftiger NRW-Geschäftsführer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.Peter Bülter vom Volksbund NRW.

Junge wie alte Menschen fragen beim Volksbund an oder nutzen dessen Auskunftssystem im Internet. Ein 96-jähriger Mann war der älteste Besucher, dem Bülter am Rande einer Seniorenmesse Fragen zu dessen Vater beantworte, der im ersten Weltkrieg gefallen war.
In den Workcamps des Volksbundes gehöre neben aller inhaltlichen Arbeit auch schweißtreibende Friedhofspflege fest zum Programm, sagt Bülter: »Nichts verbindet mehr mit dem einzelnen Kriegstoten, als wenn ein junger Mensch dessen Grabstein säubert, neu ausmalt und eine Beziehung spürt.« Die junge Generation von heute ist genauso ansprechbar wie das vor 20 oder 40 Jahren war, weiß Bülter von seinen Besuchen in vielen Schulen des Landes.
Gute Erfahrungen bringt er aus den allermeisten Klassen mit. In einer zweistündigen Unterrichtseinheit schildert Bülter das Schicksal eines bestimmten Soldaten, zitiert aus privaten Feldpostbriefen und zeigt auch dessen letzte Ruhestätte auf. Sehr viel Persönliches und scheinbar Nebensächliches kommt zur Sprache. Erst ganz zum Schluss erkennen die Schüler, dass Bülter vom Kriegstod des eigenen Großvaters erzählt hat. Auch dessen Schicksal konnte erst nach Jahrzehnten geklärt werden.
Der Volksbund pflegt und erhält allein im Westen, in Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden, 229 Kriegsgräberstätten mit 1,2 Millionen Gefallenen beider Weltkriege. Darüber hinaus ruhen auf mehr als 220 Gemeindefriedhöfen und 200 Anlagen, die von ausländischen Kriegsgräberdiensten gepflegt werden, weitere deutsche Kriegstote. Briten und Amerikaner unterhalten ihre Friedhöfe aus dem Steuersäckel. Ganz anders Deutschland: Der Volksbund bezieht gerade einmal 3,6 Millionen des 40-Millionen-Etats aus Berlin. 200 000 Mitglieder und 400 00 treue Spender tragen die Hauptlast. Kontakt: 0201/842 37 26www.volksbund-nrw.de

Artikel vom 20.09.2006