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Der Kampf mit dem Badelaken

Bei der Premierenfeier von »Figaros Hochzeit« passte der Rock zur Lounge


Bielefeld (bp). Alexander Gruber, viele Jahre Chefdramaturg des Theater Bielefeld, war begeistert: »So schön hatte ich mir das Haus nicht vorgestellt.« Die Premiere von »Die Hochzeit des Figaro« war für ihn die erste Gelegenheit, das sanierte Stadttheater kennenzulernen. Gruber: »An dem Tag hat meine Mutter Geburtstag gefeiert - ihren 94.!«
Gruber und der langjährige Intendant Heiner Bruns konnten bei der Premierenfeier eine Art »Klassentreffen« abhalten: Zum »Figaro« kamen nämlich auch Richard Panzner, mehr als vier Jahrzehnte Sänger am Theater, Sänger Helmut Kegler, ebenfalls viele Jahre Mitglied des Ensembles, seine Frau, Schauspielerin und früheres Ensemblemitglied Christine Schrader und Horst Henkel, der 30 Jahre lang in Bielefeld als 1. Kapellmeister tätig war. Verwaltungsdirektor Klaus-Dieter Giersch erlebte während der Aufführung eine - familiäre - Überraschung: Neffe Daniel hatte als Statist einen Mini-Auftritt. Giersch: »Ich wusste von nichts.«
Ihre enge Verbundenheit zum Theater dokumentierten Dr. Jochen und Dagmar Harras-Wolff auf außergewöhnliche Art: Das Unternehmer-Ehepaar hatte die Umwandlung des ehemaligen Ratsherren-Zimmers in eine Lounge gesponsert. Dagmar Harras-Wolff trug einen Rock aus dem Stoff, der die Wände verkleidet - allerdings mit goldenem Muster auf schwarzem Grund; die Stoffbespannung ist goldfarben mit schwarzem Design. »Ein Zufallsfund,« lachte die Trägerin.
Der Architekt des Umbaus, Reinhold Daberto, zeigte das Ergebnis der vierjährigen Arbeit seiner Frau Barbara. Besucher, für die die Premiere auch fürs Haus galt, nutzten die Pause oder kamen eigens früher, um sich umzuschauen. Dazu gehörten auch Prof. Arnold Schürer und seine Frau Regine. Zeit für das »hohe Lied« auf das Theater fand auch Melanie Kreuter, als Gräfin Almaviva gefeiert: »Jetzt muss man besonders gut singen. . .« Schwieriger noch als das Singen sei für sie im »Figaro« gewesen, Handtuch und Bademantel zu bändigen. Schließlich musste sie in einer Wanne aufstehen und sich das Badelaken so umlegen, dass »nichts« zu sehen war. Melanie Kreuter lacht: »Ich hoffe, ich kann mich auf meine Zofe Susanna in jeder Vorstellung verlassen. Sie muss nämlich das Handtuch so falten, dass ich keine Probleme habe.« Das, so erzählt sie, habe in den Proben nicht immer geklappt. . .
Erster Gratulant für »Susanna«, bei der Premiere gesungen von Cornelie Isenbürger, war ihr Mann Marco Misgaiski, »Graf« Alexander Marco-Buhrmester umarmte zunächst Figaro Michael Bachtadze, der anschließend zu seiner Herzensdame Viviana Barrios eilte, die Assistentin des Intendanten. Die Juristin kam durch den Extrachor mit dem Theater in Berührung, hatte auch schon einmal eine Solo-Partie im »Weißen Rössl am Wolfgangsee«. Die erste, die aus der Garderobe kam, war Claire Wild. Die Gastsängerin hatte als Cherubino einen Triumph gefeiert - und wirkte bei der Feier genauso lebhaft und temperamentvoll wie auf der Bühne.

Artikel vom 21.09.2006