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Hermann Korb
neu entdeckt

Ausstellung in Schloss Wolfenbüttel

Von Michael Robrecht
Höxter/Wolfenbüttel (WB). Jetzt kommt neben Johann-Conrad-Schlaun aus Warburg-Nörde ein zweiter Meister des barocken Schloss- und Kirchenbaus aus Ostwestfalen-Lippe zu Ehren: Hermann Korb (1656-1735) aus Niese am Köterberg wäre in diesem Jahr 350 Jahre alt geworden. Schloss Wolfenbüttel bei Braunschweig widmet dem bedeutenden, aber bundesweit weitgehend unbeachteten Lipper eine umfassende Geburtstags-Ausstellung.

Wie einst Schlaun (Schloss Brühl, Erbdrostenhof Münster) blieb Korbs Name lange nur Kunsthistorikern ein Begriff, dabei sind seine Bauwerke von europäischer Bedeutung. Lustschloss Salzdahlum, Schloss Bad Pyrmont, Residenz Blankenburg, barocke Kirchen, Herrenhäuser, Bürgerhäuser oder auch seine Gutachtertätigkeiten wie im Kaisersaal von Schloss Corvey vor 300 Jahren - als fürstlicher Landbaumeister der Welfen war Korb im 18. Jahrhundert ein sehr gefragter Mann. Die berühmte Wolfenbütteler Bibliotheksrotunde, das barocke Residenzschloss »Grauer Hof« am Bohlweg in Braunschweig und der Umbau des Schlosses Wolfenbüttel mit seinen prunkvollen barocken Appartements sowie eine beeindruckende Zahl öffentlicher Gebäude, Adelssitze und Kirchen tragen seine unverkennbare Handschrift. Und: Von vielen Gebäuden weiß man noch gar nicht, dass sie vom gelernten Tischler Korb sind.
»Hermann Korb hat das Bauwesen im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, aber auch in angrenzenden Gebieten wie dem Weserraum, mit seinen Baustandards 40 Jahre entscheidend geprägt«, erläutert Dipl. Ing. Elmar Arnhold, der die Ausstellung im Schloss Wolfenbüttel, die vom 23. September bis 19. November läuft, maßgeblich mit betreut. Der aus Höxter stammende Architekt und der Wolfenbütteler Museumsleiter Dr. Hans-Henning Grote sehen Korb »in der Reihe der bemerkenswerten Baumeister des deutschen Barock«. Der 350. Geburtstag ist daher zum Anlass genommen worden, die Person, das bisher wenig erforschte Werk Korbs, dessen Fachwerk-Geburtshaus im Dorf Niese/Lippe noch steht, und sein Nachwirken mit einem Forschungsprojekt, einer Ausstellung und einem wissenschaftlichen Symposion zu würdigen.
»Wesentliches Anliegen ist es, das Werk Hermann Korbs und seine Bedeutung für die architektonische Landschaft Deutschlands und darüber hinaus im europäischen Kontext nicht nur im fachwissenschaftlichen Rahmen zu diskutieren, sondern erstmals auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen«, sagt Elmar Arnhold, der wegen des Korbschen Geburtsortes Niese, direkt an der Grenze Lippe/Kreis Höxter gelegen, Bezüge zu Ostwestfalen gesucht und zum Beispiel mit Schloss Corvey auch gefunden hat.
Korb wirkte überwiegend jedoch in Wolfenbüttel und Braunschweig, war als Landesbaumeister aber auch für alle Burgen und Schlösser der Landesherrn wie Fürstenberg oder Bevern zuständig. Auch baute er an einem legendären, aber untergegangenem Sommer-Schloss: Salzdahlum. Das verschwundene Fürsten-Schloss feiert in der Schau als Modell Wiederauferstehung.
Die Fachleute in Wolfenbüttel sind stark daran interessiert, ob Korb in seiner Heimat OWL bauliche Spuren hinterlassen hat.
www.hermann-korb.de

Artikel vom 22.09.2006