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Zur Person

Eigentlich hat der grüne Realo aus der katholischem Jugendarbeit und Sohn eines rheinischen CDU-Stadtrates als Vizepräsident des NRW-Landtages (erhöhte Diät/Fahrer) mit 54 Jahren alles erreicht. Aber Stillstand war dem damals gertenschlanken Turnschuhgänger immer fremd.
Sein Weg als Wissenschaftler begann an Europas größter soziologischer Fakultät in Bielefeld sowie 1979 - fast zeitgleich - als Mitglied der »Bunten Liste« im Rat. Gerade aus dem Rheinland in die »freundliche Stadt am Teutoburger Wald« gezogen, wurde er in Bonn gebraucht - als Parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen (PG), die in Latzhosen angetreten waren, die Republik zu erschrecken.
Nicht so Michael Vesper. Wie Petra Kelly, Gert Bastian und Otto Schily zählte er schon damals zu den stilleren und - weil besser organisiert - effektiveren. Der »PG« lebte in der Bonner »WG« Kirschallee 6 mit Genossen aus denen auch mehr werden sollte: Gerhard Schröder, Edelgard Bulmahn und Renate Schmidt. Die frühe Toskana-Kommune liebte italienischen Wein und deutsches Bio-Gemüse. Am Herd stand Vesper, der immer noch gern auf den Wochenmarkt geht.
Vesper trat in Düsseldorf zweimal vergeblich für den Landtag an. Der hartleibige SPD-Umweltminister Klaus Matthiesen hielt die Ökos lange außen vor. 1990 schaffte seine Partei die Hürde mit exakt 5,0 Prozent. Fünf Jahre später war Vesper stellvertretender Ministerpräsident unter Johannes Rau. 2005 abgewählt, nach zehn Jahren Rot-Grün, musste der Ex-Sportminister mit ansehen, wie andere seine Vorbereitungen auf die WM an Rhein und Ruhr vollendeten. Als Landtagsvize bekam er dennoch Karten für alle wichtigen Spiele im Lande. Heute weiß man, dass er auf den Ehrentribünen nicht nur Fußball genoss, sondern auch eine neue Aufgabe fand.

Artikel vom 19.09.2006