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Abenteuer und Intrigen im dunklen Herzen Afrikas
Point&Click-Abenteuer »Paradise« von Benoît Sokal
»Paradise«, erdacht von Benoît Sokal, ist ein Abenteuerspiel, das den Spieler mitten in ein unvergängliches Afrika entführt.
Ein junges Mädchen, die Tochter eines blutrünstigen Diktators, durchquert den ganzen Kontinent zusammen mit einem Leoparden, um diesen in das Land seiner Geburt zu bringen -Êund der eigenen Identität auf die Spur zu kommen.
Die epische Geschichte fesselt den Spieler: Der Krieg streckt seine Hand nach Mauranien aus, für den Afrikareisenden des vergangenen Jahrhunderts eines der letzten Paradiese auf diesem Globus. Die Autorität von König Rodon wird in Frage gestellt.
Die Nachbarn Mauraniens im Norden wollen die Schwäche der Regierung ausnutzen und planen, das Land zu überfallen. Der internationale Flughafen ist schon in der Hand von Rebellen. Der Diktator musste aus der Hauptstadt fliehen, um sich auf sein Schiff »Die Schwarze Truhe« zu flüchten.
Der König hat seine Tochter seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. Ihre Mutter ist vor ihm geflohen und hat das Mädchen mit nach Europa genommen. Rodon hat seiner Tochter mitteilen lassen, er liege im Sterben und wolle sie vor seinem Tod ein letztes Mal sehen.
Ann Smith willigt erst nach längerem Zögern ein, sich heimlich zu ihrem Vater nach Mauranien zu begeben. Ihr Flugzeug stürzt im Norden des Landes über der Wüste ab... Bei dem Unfall verliert sie ihr Gedächtnis.
Das Abenteuer führt den Spieler durch traumhafte Landschaften: Von den Wüsten in Madargane, den tiefen Dschungeln im Herzen Mauraniens bis hin zu den offenen Smaragdminen. Die märchenhafte Fauna und Flora Afrikas wird in perfekter Grafik teils fotorealistisch in Szene gesetzt. Leider können die polygonarmen Charaktermodelle mit den Hintergründen nicht mithalten. Das klassische Point& Click-Adventure bietet jede Menge Rätselspaß, obwohl die Rätsel auch nur zu oft zu Klickorgien verkommen, wenn der Spieler einen Gegenstand auf einem zu dunklen Hintergrund vermuten muss.
Manchmal fehlt auch die Logik in den Rätseln, und so neigt der Spieler dazu, früher oder später schematisch jeden Gegenstand im Inventar mit jedem anderen zu kombinieren, statt die grauen Zellen zu strapazieren.
Dafür entschädigen die tolle Atmosphäre und eine Geschichte voller unerwarteter Wendungen um Mythen, Politik, Intrigen sowie eine komplzierte Tochter-Vater-Beziehung und hebt das Spiel aus der Mittelmäßigkeit.
Benoît Sokal, 1954 geboren, gilt heute als einer der führenden Köpfe der europäischen Comicszene. Er hatte einen wesentlichen Anteil am großen Boom der Comics in den 80er Jahren und am Erfolg von Magazinen wie »A Suivre«. Er gehört zu den ersten, die ihre Zeichnungen mit Hilfe des Computers kolorieren.
Zurzeit arbeitet Benoît Sokal an mehreren Projekten innerhalb der neu gegründeten Firma White Birds Productions, deren erstes Spiel »Paradise« ist. Das Spiel ist für PC bei dtp unter der Marke Anakonda erschienen und kostet knapp 40 Euro.(tl)

Artikel vom 07.10.2006