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»Ich wollte ihm nicht weh tun«

Michael Ballack entschuldigt sich bei Mohamed Sissoko für den Fehltritt

London (dpa). Nach seiner Rot-Premiere zeigte sich Michael Ballack als reuiger Sünder. »Ich wollte ihm nicht wehtun«, beteuerte der Chelsea-Star nach seinem Foul gegen Liverpools Mohamed Sissoko, mit dem er sich die erste Rote Karte seiner Profi-Karriere einhandelte.
Kein Pardon: Mike Riley zeigt Michael Ballack die rote Karte.
Der Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kam aber milde davon und wurde nur für drei Spiele in der englischen Premier League gesperrt. Auch Trainer José Mourinho verzieh seinem Wunschspieler schnell und gab sich ungewohnt zahm: »Ich bin ihm nicht böse.«
Sofort nach Spielschluss war Ballack in die Kabine der »Reds« geeilt, um sich bei Sissoko zu entschuldigen. »Ich habe die Bilder im Fernsehen gesehen, und weiß, dass das nicht gut aussah. Es war eine blöde Situation für mich, ich kam zu spät«, befand der 29-Jährige nach der unrühmlichen Szene beim 1:0 der Londoner gegen Liverpool. In der 51. Minute ging Ballack zunächst nach einem Zweikampf mit Sissoko zu Boden, rappelte sich wieder auf und trat Sekunden später seinem Gegenspieler auf das rechte Knie. Sissoko spielte weiter, wurde später allerdings ausgewechselt.
Die englische Presse, die Ballack fünf Tage zuvor nach dessen fulminantem Strafstoß-Treffer im Champions-League-Spiel gegen Werder Bremen (2:0) noch einhellig bejubelt hatte, war sich erneut einig. Als »schockierend« beschrieb der »Daily Mirror« den Tritt des ehemaligen Bayern-Stars gegen den Nationalspieler aus Mali. Der »Independent« wollte sogar den Abdruck von Ballacks Stollen auf Sissokos Schenkel gesehen haben. »Ballack ließ dem Schiedsrichter keine andere Wahl«, urteilte »The Daily Mail«.
Zwar rettete Meister Chelsea auch in Unterzahl den knappen Erfolg gegen den Pokalsieger über die Zeit und liegt nur einen Punkt hinter Überraschungs-Spitzenreiter FC Portsmouth auf Tabellenplatz drei. Doch Mourinhos Traum-Duo im Mittelfeld mit Ballack und dem englischen Nationalspieler Frank Lampard ist vorerst gesprengt. »Rot für Ballack verdirbt die Party«, kommentierte »The Independent«.
Es war der insgesamt sechste Platzverweis in Ballacks Profi- Laufbahn, zum ersten Mal allerdings gab es die Rote Karte. In den neun Jahren in der deutschen Bundesliga hatte der Mittelfeldspieler zuvor fünf Mal Gelb-Rot gesehen, je zwei Mal im Trikot des FC Bayern und von Bayer Leverkusen sowie ein Mal beim 1. FC Kaiserslautern.
Schon bei seiner Pflichtspiel-Premiere für die Londoner vor fünf Wochen war Ballack mit Sissoko aneinander geraten. Im Supercup-Finale sah er nach einem Foul gegen den Liverpooler Gelb und zog sich zudem bei einem Zweikampf eine Hüftverletzung zu, die ihn zu einer zweiwöchigen Pause zwang. »Ich habe kein Problem mit Sissoko, ich mag ihn«, gab der Chelsea-Star zu Protokoll.

Artikel vom 19.09.2006