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»Für mich ist das ein
echter Seitenwechsel«

Michael Vesper: aus der Politik in den Spitzensport

Köln (dpa). Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat mit seiner ersten wichtigen Personalentscheidung für eine Überraschung gesorgt. Zum ersten Generaldirektor der Dachorganisation berief das DOSB-Präsidium in Köln einstimmig den Grünen-Politiker Michael Vesper.Die Blumen stehen auf dem Tisch, »Lorbeer« möchte Michael Vesper als erster Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes ernten.
»Er genießt großes Ansehen im Sport und wird mit seinem politischen Netzwerk dem DOSB gut tun«, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach zur Berufung des »ausgezeichneten Kenners des deutschen Sports«. Der 54-jährige frühere Sportminister von Nordrhein-Westfalen und Vizepräsident des Landtages in Düsseldorf wird sein Amt am 1. Oktober antreten.
Vesper erhält einen Fünf-Jahres-Vertrag und wird alle politischen Ämter niederlegen. »Für mich ist es nach 23 Jahren als hauptamtlicher Politiker ein echter Seitenwechsel«, erklärte der gebürtige Kölner und begründete, warum er sich der neuen Herausfordertung stellt: »Diese Chance, am Neuaufbau der Organisation des deutschen Sports teilzunehmen, konnte man nicht ungestraft an sich vorbeiziehen lassen. Für mich ist es die Möglichkeit, für den Sport und mit dem Sport zu arbeiten. Außerdem kann ich meine Sportbegeisterung ausleben.«
Privat gehört dazu der Besuch der Heimspiele seines erklärten Lieblingsvereins DSC Arminia. Den 2:1-Überraschungssieg gegen den FC Bayern München feierte auch Vesper, der um die eigene sportliche Form zu steigern unter die Hobbyläufer gegangen ist.
Zu seinen wichtigsten Aufgaben im Amt wird die Zusammenführung der Verwaltungen des früheren Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) gehören, die am 20. Mai in Frankfurt/Main zum DOSB vereint wurden. »Wichtig ist für mich, dass der DOSB keine Addition von DSB und NOK wird, sondern dass ein neuer Gründungsgeist entsteht.«
Vesper sieht sich als »Mann des Breitensports«, weiß aber: »Wir brauchen einen erfolgreichen Leistungssport, nur so kann der Breitensport reüssieren. Deshalb beginnen für mich die Olympischen Spiele 2008 schon übermorgen.«
Den beiden bisherigen Generalsekretären Andreas Eichler (DSB) und Bernhard Schwank (NOK) sollen andere Posten im DOSB angeboten werden. Die Berufung eines Leistungssportdirektors wurde noch zurückgestellt. »Da soll der neue Generaldirektor ein starkes Wort mitsprechen«, sagte Bach. Bis spätestens Anfang November solle aber auch diese Personalie entschieden werden.
Während der Sitzung des DOSB-Präsidiums wurde die Einrichtung einer Facharbeitsgruppe zum Thema »Besitzbarkeit anaboler Steroide« beschlossen.
Vorsitzende dieser Kommission ist Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes. »Es geht um die Frage, ob man staatliche neben sportliche Sanktionen setzen kann oder ob das Prinzip, dass ein Sportler nachweisen muss, nicht gedopt zu haben, gefährdet ist oder nicht«, sagte Bach.

Artikel vom 19.09.2006