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»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll«

Bielefelder Rentnerin trifft ihren Lebensretter - Kripobeamter holte Frau aus dem Feuer

Von Jürgen Rahe und
Carsten Borgmeier (Fotos)
Bielefeld (WB). »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.« Ursula Hübner (76) sitzt auf ihrem Bett im Johannes-Krankenhaus und drückt dem Bielefelder Kripobeamten Lars Lorenz (40) ganz fest die Hand. Wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, hat der Polizist die Rentnerin am vorigen Samstag aus deren brennendem Haus in der Petristraße befreit.

Lars Lorenz wehrt den Dank ab. »Das war doch selbstverständlich für mich, dass ich geholfen habe.« Wie knapp die Situation beim Brand war, schilderte Lorenz gestern. Er war am Samstag privat unterwegs. Als er durch die Petristraße kam, sah er Qualm aus einem Haus aufsteigen. Er hielt sofort an, versuchte die Haustür zu öffnen. Vergeblich. Kurz entschlossen trat er die Tür ein: »Als ich im Flur war, konnte ich nur noch die Füße von Ursula Hübner sehen. Sie stand abwesend im dicken schwarzen Rauch. Da habe ich ihre Hand ergriffen und sie nach draußen ins Freie gebracht, wo schon Nachbarn ihre Hilfe anboten und die Feuerwehr mit den Löscharbeiten beschäftigt war.«
So schnell wie der Mann von der Kripo am Brandort eingegriffen hatte, so schnell war er nach erfolgter Hilfeleistung auch wieder weg. Was die aus Hannover herbei geeilte Tochter von Ursula Hübner, Angelika Boschem (56), sehr bedauerte. »Mein Mann und ich hätten uns so gerne direkt bei dem Lebensretter bedankt.«
Gestern Nachmittag kam das Treffen dann aber doch zustande. Im evangelischen Johannes-Krankenhaus, wo Ursula Hübner stationär behandelt wird. Hier wurde Lars Lorenz schon sehnsüchtig von Uwe und Angelika Boschem sowie der Patientin mit einem großen Blumenstrauß erwartet.
Und beim Händeschütteln konnte Ursula Hübner auch schon wieder lächeln - obwohl ihr im Moment dazu eigentlich nicht der Sinn nach stehen dürfte. Schließlich hat sie bei dem Feuer ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Nach Angaben der Polizei beträgt der Schaden etwa 150 000 Euro. Für Tochter Angelika ist es jetzt nur allzu selbstverständlich, ihre Mutter nach dem Klinikaufenthalt bei sich aufzunehmen. Ebenso Terrier Toby, dem bei dem Feuer nichts passierte. »Die beiden bleiben so lange bei uns, bis wir eine Wohnungslösung gefunden haben.«
Beeindruckt hat Lars Lorenz, dass sofort Nachbarn zur Stelle waren. »Ein türkisch-stämmiger Jugendlicher hat mir geholfen und eine Türscheibe des Hauses eingeschlagen. So etwas ist nicht ganz ungefährlich.«Die Brandursache ist nach wie vor ungeklärt. Vermutet wird ein technischer Defekt im Haus. Die Ermittlungen laufen.
Lars Lorenz ist ein erfahrener Kriminalbeamter , der lange Zeit der Einsatzhundertschaft angehörte. Im Vorjahr war er als Zugführer der Einsatzhundertschaft bei der verheerenden Hausexplosion in Höxter im Einsatz.

Artikel vom 19.09.2006