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Wertheim-Erben setzen
Karstadt unter Druck

Auseinandersetzung um Entschädigungen


Berlin/Essen (dpa). Der Dauerkonflikt zwischen den Erben der jüdischen Kaufmannsfamilie Wertheim und dem KarstadtQuelle-Konzern geht heute in Berlin in eine neue Runde. Mit einer prominent besetzten Pressekonferenz wollen die Wertheim-Anwälte im Beisheim-Center am Potsdamer Platz auf früherem Wertheim-Grundbesitz vor allem den moralischen und politischen Druck auf den Essener Konzern erhöhen.
Im jahrelangen Kampf um Entschädigung der von den Nazis enteigneten Familie steht diesmal das kostbare Lenné-Dreieck in Berlin-Mitte im Fokus. Etwa 145 Millionen Euro fordert die Jewish Claims Conference (JCC) als gerichtlich bestätigte Vertretung der Wertheim-Erben von der KarstadtQuelle AG zurück. Nachdruck verleihen soll heute der Auftritt der bekanntesten Wertheim-Erbin Barbara Principe aus New York, des JCC-Direktors Roman Haller, sowie des Publizisten Henryk M. Broder und des Anwalts und früheren Bundesinnenminister Gerhart Baum.
KarstadtQuelle-Sprecher Jörg Howe sagte zu der Entwicklung, das Unternehmen sei als Aktiengesellschaft »gezwungen, jeden juristischen Zweifel letztinstanzlich zu klären«. Im Zusammenhang mit dem Lenné-Dreieck seien »nach wie vor zahlreiche Rechtsfragen offen«.
Über Jahrzehnte sind die Vorgänge um das jetzt im Mittelpunkt des Streits stehende Lenné-Dreieck teilweise kaum durchschaubar ineinander verschachtelt. Das Filetgrundstück zählte ursprünglich zum Staatsgebiet der DDR, war jedoch 1988 im Zuge eines Tauschgeschäfts an den Berliner Senat gegangen. Nach der Wende überließ der Senat der Warenhauskette Hertie das Gelände zum symbolischen Preis von einer D-Mark. 1994 übernahm KarstadtQuelle Hertie und fühlte sich von da an rechtmäßig als Besitzer des Grund und Bodens. Für 145 Millionen Euro verkaufte KarstadtQuelle das Gelände an den Metro-Gründer Otto Beisheim.

Artikel vom 18.09.2006