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»Frauenorchester von Auschwitz« bejubelt


Mönchengladbach (dpa). Der Schlussapplaus steigerte sich fast zum Jubel: Zu Stefan Heuckes (46) mit Spannung erwarteter Holocaust-Oper »Das Frauenorchester von Auschwitz« fand das Publikum am Samstagabend in Mönchengladbach einen unmittelbaren Zugang. Für das aufwendige Projekt, das zwei Orchester erforderte und allein 25 Solopartien aufbot, waren alle Kräfte des Theaters gebündelt worden.
Der Komponist trimmt sein Werk nicht auf Sensation, sondern bevorzugt leise, unaufdringliche Töne. Die Handlung erzählt anhand einzelner Frauenschicksale vom Kampf ums Überleben im KZ mit Hilfe der Musik. Regisseur Jens Pesel findet für das Grauen eindringliche, stille Bilder. Weit hinten auf der Bühne sitzen die Niederrheinischen Sinfoniker, vorn sitzen die verhärmten Frauen des Lagerorchesters und spielen heiter makabere Unterhaltungsmusik: Suppé, ein bisschen Puccini, Schumanns »Träumerei«.
Dagegen setzt Heuckes Partitur einen Klangteppich, der viel mit flirrenden Streichern und Leitmotiven arbeitet und den Protagonisten charakteristische Instrumente zuordnet. Das ist von gediegener Traditionalität, abgesichert durch ausführliche Zitate und kalkuliert mit geringstem Risiko. Heuckes Musik illustriert korrekt und bleibt doch Hintergrund, denn den überdeutlich buchstabierten Texten hat die Musik keine eigene gestaltende Kraft entgegen zu halten.

Artikel vom 18.09.2006