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Die Freude am aktiven
Musizieren bewahrt

Konzert der Ehemaligen an der Musik- und Kunstschule

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Seit nunmehr 50 Jahren reifen an der Musik- und Kunstschule Musikerpersönlichkeiten heran: Jene, die später auch beruflich eine musikalische Laufbahn einschlagen, sowie -Ê und das ist die Mehrheit - jene Menschen, die in ihrer Jugend ein Instrument erlernen und sich ein Leben lang die Freude am aktiven Musizieren bewahren.

In jedem Fall profitieren beide Gruppe in mehrfacher Hinsicht. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Ausübung von Musik nicht nur mit einem gesteigerten Spaßfaktor einhergeht. Aktives Musizieren wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsentfaltung und das soziale Verhalten aus.
Musizierende Kinder und Jugendliche, so heißt es, gehen nicht nur friedlicher miteinander um, sie sind in aller Regel auch ausgeglichener und konzentrationsfähiger als Schüler, die durch den ungefilterten Konsum der elektronischen Medien häufig an Reizüberflutung und Konzentrationsstörungen leiden.
Davon freilich kann bei den ehemaligen Schülern der Musik- und Kunstschule keine Rede sein. Viele von ihnen verbindet noch immer die Leidenschaft an der Musik, wie am Sonntag bei einem Ehemaligenkonzert in der Rondiste zu hören und zu bestaunen war. Nebenbei beeindruckte sowohl die stilistische Bandbreite als auch das durchweg hohe Niveau der Beiträge.
Aufschlussreich war zudem ein Blick in die Namensliste der Ausführenden: Guido Kostmann unterrichtet heute selbst an der Schule, an der er seine erste musikalische Ausbildung erhielt. Markus Lage hat sich als Geigenbauer über Bielefeld hinaus einen Namen gemacht. Beide eröffneten gemeinsam mit Ex-Philharmoniker Ulrich Drabek sowie Walter Müller, Daniel Steppeler, Gerd Lenze und Matthias Friemel den zweiten Konzertteil, der ganz im Zeichen des Jazz' stand. Werke von Benny Goodman, George Gershwin, Erroll Garner und Duke Ellington sorgten bei stil- und spielkundiger Ausführung für eine lockere, heitere Stimmung.
Da ging sich der erste Teil schon etwas gediegener an. Mit Ausnahme einer Darbietung von Simone Kisker, Annemarie Dresen, Heike Gusia und Olaf Stoffels, die den Swing auf der Blockflöte kultivierten, als sie mit der Titelmusik der »Sendung mit der Maus« reüssierten.
Danach dominierte das feierlich Getragene. Traumhaft elegische Mondscheinromantik für eine nicht ganz alltägliche Kombination von Klavier und Kontrabass (Ina Gehring, Amelie Baumer), ein mit Spielwitz präsentiertes Stück für den Salon des Donaueschinger Hofkapellmeisters Johann Wenzel Kalliwoda (Kilian Vollmer, Michael Kuhnen) höfische Gravität und tänzelnde Leichtigkeit aus England und Frankreich (Kerstin Eickmann, Svenja Knuth, Sarah Schüler, Brigitte und Sabine Schwarz, Dagmar Schul) sowie zarter Klangzauber für Harfe und Panflöte von Gaetano Donizetti (Jana Schäffer, Sebastian Pachel).
Nicht zuletzt Linda von Below (Klarinette) und Benjamin Njuhovic (Gitarre) zogen mit ihrem solistisch gereiftem Ausdrucksspiel in ihren Bann.
Ein musikalischer Genuss par excellence, der den Konzertbesucher zuversichtlich gestimmt entließ: Solange es Musikschulen und musizierende Menschen gibt, besteht Hoffnung auf eine bessere Welt.

Artikel vom 18.09.2006