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Todes-Inferno im Alpentunnel

Mindestens sechs Menschen sterben bei Unfall in der Viamala-Röhre

Chur (dpa). Wieder Tote bei einem Flammeninferno in einem Alpentunnel: Mindestens sechs Menschen sind am Samstag bei einem Unfall im Viamala-Tunnel in der Schweiz ums Leben gekommen, sechs weitere wurden verletzt. Zwei Menschen werden noch vermisst.

Dass nicht mehr Todesopfer zu beklagen waren, verdanken die Passagiere eines Reisebusses aus dem Tessin unter anderem ihrer Fitness. Es waren junge Mitglieder eines Eishockeyclubs.
Nachdem in dem zweispurigen Tunnel plötzlich ein Auto frontal in den Bus geknallt war, geriet der Bus sofort in Brand. Die Sportler schlugen die Scheiben ein und sprangen in die vom Rauch schwarze Tunnelröhre. Erst als sie sich zum Ausgang des Tunnels durchgeschlagen hatten, bemerkten sie, dass die 32 Jahre alte Masseurin und der 50 Jahre alte Zeugwart fehlten. Der gestern noch unbestätigte schreckliche Verdacht: Sie sind umgekommen, nachdem sie anderen Opfern im Tunnel helfen wollten.
Um 17 Uhr am Samstag sollte für den Eishockey-Club GDT Bellinzona zum Saisonauftakt Anstoß in der dritten Schweizer Liga in Uzwil im Kanton St. Gallen sein. Die 23 Mannschaftsmitglieder waren mit dem Bus auf dem Weg dorthin. Um 13.15 Uhr endete die Reise abrupt im Viamala-Tunnel. Fernando Mozzini, Sportdirektor des Clubs und wie immer vorne beim Fahrer sitzend, sah ein Auto auf den Bus zurasen, und dann knallte es. »Plötzlich schleudert uns das Auto entgegen und prallt auf der Fahrerseite in unseren Bus. Sofort schießen Flammen auf«, erzählte der 50-jährige später.
Der Fahrer versuchte, den Bus in der Spur zu halten, doch nach wenigen Metern versperrte ihm ein anderes Auto den Weg. Die Insassen befreiten sich selbst aus dem brennenden Wrack. Ein weiteres Auto knallte von hinten in den Bus. Ein deutscher Camper stoppte sein Auto, koppelte den Wohnwagen ab, raste zurück zum Ausgang und brachte sich und seine Familie in Sicherheit.
Mozzini sagte, im Bus habe es nur einen Schrei gegeben: »Raus hier!« Nicht den Flammen entkommen konnten dagegen zwei Fahrzeuginsassen. Sie verbrannten und lagen gestern noch verkohlt in ihrem Wagen, weil die Spurensicherung nicht abgeschlossen war.
Via mala ist italienisch und bedeutet so viel wie schlechte Straße. Der 1967 in Betrieb genommene Tunnel galt bis Samstag jedoch als sicher und entsprach nach Angaben der Behörden dem aktuellen Sicherheitsstandard.

Artikel vom 18.09.2006