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»Medizinischen Fortschritt verhindert«

Krankenhausleitung kritisiert ehemaligen Chefarzt Dr. Elmar Wilhelms

Von Michael Robrecht
Höxter (WB). Sehr verärgert sind die führenden Vertreter der Hospitalvereinigung Weser-Egge über die »öffentliche Stimmungsmache«, die nach Bekanntwerden des Ausscheidens von Dr. Elmar Wilhelms, Chefarzt der Inneren Abteilung des St. Ansgar Krankenhauses in Höxter, »nicht akzeptable Ausmaße angenommen hat.«

Die beiden Geschäftsführer Theo Franke und Reinhard Spieß sowie Bodo Salzmann als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Holding und Brakels Pfarrer Wilhelm Koch als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung sahen sich genötigt, während der Jahresbilanz-Pressekonferenz deutliche Worte in Richtung Dr. Wilhelms zu formulieren. Die Darstellung in Leserbriefen, warum es zur Auflösung des Vertrages zum 30. Juni gekommen sei, sei sehr einseitig.
Theo Franke wurde deutlich: »Dr. Wilhelms hat den medizinischen Fortschritt im St. Ansgar Krankenhaus verhindert.« Mit dem Chefarzt sei über die Neuausrichtung seiner Abteilung nicht zu reden gewesen. Die Innere habe in zehn Jahren Nullwachstum erwirtschaftet. Man habe alle internistischen Abteilungen in OWL verglichen und festgestellt, dass dort 30 bis 50 Prozent Fallzuwächse erarbeitet worden seien. »Nur Höxter fiel komplett aus dem Rahmen.« Der Marktanteil der Inneren in Höxter habe noch 65% betragen, in Driburg mit 85% und in Brakel mit 93% gebe es andere Zahlen. Ärzte in Höxter hätten Patienten nicht mehr ins St. Ansgar überwiesen. 1000 Patienten seien an Höxter vorbeigegangen, rechnete Franke vor. »Wer sich nicht spezialisiert, der geht unter.«
Verwaltungsratvorsitzender Bodo Salzmann trug einen Fall vor: Die Bundeswehr in Höxter habe keinen einzigen Soldaten mehr auf die Innere in Höxter, sondern nach Holzminden geschickt. »Meine Soldaten werden in Höxter schlecht behandelt«, habe ihm eine Ärztin aus der Kaserne gesagt. Klagen über das Verhalten von Dr. Wilhelms lägen ihm vor. Die Sensibilität im Umgang mit Patienten habe Wilhelms gefehlt. Salzmann: »Die Patienten erwarten heute Fingerspitzengefühl.« Große Probleme habe es auch mit dem Chefärztekollegium gegeben. Theo Franke wies darauf hin, dass Wilhelms Kritik an der Einrichtung einer Neurologie durch die gute Belegung voll widerlegt sei.

Artikel vom 18.09.2006