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Konjunktur brummt in der Region

Aber noch wenige Einstellungen

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Die Konjunktur in Ostwestfalen kommt immer besser in Schwung. Nach der bereits guten Stimmung im Frühjahr beurteilt jetzt jedes zweite Unternehmen seine momentane Geschäftslage als gut. Erstmals seit fünf Jahren wollen auch wieder mehr Firmen neue Mitarbeiter einstellen.

»19 Prozent der Betriebe wollen einstellen, 17 Prozent Beschäftigung abbauen«, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen, Herbert Sommer, am Freitag bei der Präsentation der Herbstkonjunkturumfrage der Kammer. 1489 Unternehmen mit 138000 Beschäftigten aus Industrie, Handel und Dienstleistungen beteiligten sich im Juli und August an der Umfrage. Erfreulich: Der Wachstumskurs betreffe sowohl die Industrie als auch den Dienstleistungssektor und den Handel.
»Die ostwestfälische Industrie ist mit ihrer derzeitigen Lage erheblich zufriedener als noch vor zwölf Monaten«, sagte Sommer. Auch die Ertragslage beurteilten annähernd drei von zehn Unternehmen als gut, ebenso die Auslastung der Produktionskapazitäten. Sommer: »45 Prozent der Unternehmen sind zu mehr als 95 Prozent ausgelastet.«
Davon profitiere die Beschäftigung bisher nur eingeschränkt. »Der Mut zu Einstellungen ist bei vielen Unternehmern nach wie vor begrenzt. Sie trauen dem Aufschwung nicht.« Zudem verhindere der Kündigungsschutz mehr Einstellungen, ist Sommer überzeugt. Da sei es leichter, auf Leiharbeiter zurückzugreifen.
Zeitarbeitsunternehmen dürften denn auch die Gewinner der vergangenen Jahre sein. Da die Große Koalition die Baustellen wie Flexibilisierung des Arbeitsmarktes und Senkung der Lohnnebenkosten nicht mit besonderem Elan angehe, »erkauften« sich die Unternehmen die Flexibilität eben dadurch. In OWL arbeiteten aktuell etwa 14000 Menschen bei Zeitarbeitsunternehmen, mehr als doppelt so viele wie 1999.
Für die nächsten zwölf Monate seien die Betriebe jedoch weniger optimistisch. Grund seien die Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar sowie der erwartete Anstieg bei den Lohnnebenkosten.
In diesem Jahr habe die Konjunktur den hohen Erwartungen der Vergangenheit entsprochen: Der Umsatz des verarbeitenden Gewerbes in OWL stieg von Januar bis Juli um 7,1 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Damit hebt sich die Region klar von Gesamt-NRW ab, wo der Umsatz nur um 0,5 Prozent angestiegen sei, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Niehoff. Die Zahl der Beschäftigten in der ostwestfälischen Industrie sei um 0,9 Prozent auf 167100 Menschen gesunken (NRW 1,9 Prozent).
Unterdessen droht der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen mit dem anhaltenden Bevölkerungsrückgang langfristig gesehen ein Fachkräftemangel in zahlreichen Bereichen. Nach einer Prognose des Landesamtes für Statistik wird die Zahl der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 65 Jahren bis zum Jahr 2025 um 600000 sinken. Wirtschaft
S.4: Kommentar

Artikel vom 16.09.2006