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Chrysler schockt Daimler

1,2 Milliarden Euro Verlust im dritten Quartal eingefahren

Hamburg (Reuters). Der deutsch-amerikanische Autokonzern DaimlerChrysler muss wegen hoher Verluste in den USA seine Gewinnziele für das Gesamtjahr aufgeben.
Konzernchef Dieter Zetsche eröffnete am Freitag in Peking ein neues zwei Millionen Quadratmeter großes Werk.

Die Aktie verlor nach der Ankündigung zeitweise acht Prozent an Wert. Statt eines bisher erwarteten operativen Gewinns von über sechs Milliarden Euro werde der Konzern 2006 nur noch rund fünf Milliarden einfahren, teilte der Stuttgarter Autobauer am Freitag mit.
Verantwortlich dafür sei ein Verlust von Chrysler im dritten Quartal von 1,2 Milliarden Euro, durch den die Tochter auch im Gesamtjahr mit einer Milliarde in die roten Zahlen rutschen werde. Bislang hatte Chrysler einen Verlust von bis zu 500 Millionen für das dritte Quartal erwartet und dank neuer Modelle für das Gesamtjahr einen Gewinn erhofft.
Konzernchef Dieter Zetsche muss damit einen ersten schweren Rückschlag einstecken.
Bislang war der Konzern davon ausgegangen, dass Chrysler trotz der schwierigen Lage in den USA die Probleme in den Griff bekommt. Analysten zeigten sich geschockt. »Man kann sich ja mal um 200 Millionen verhauen, aber um Milliarden?«, sagte Jürgen Pieper vom Bankaus Metzler. Die Gewinnwarnung werfe ein schlechtes Licht auf das Management. »Das wirft auch die Frage wieder auf, ob die Fusion von Daimler und Chrysler überhaupt Sinn gemacht hat.«
Für das zweite Halbjahr hat Chrysler insgesamt acht neue Fahrzeuge angekündigt, darunter mehrere Kleinwagen. Als Hauptgründe für die schwierige Lage führt der Konzern sinkende Absatzzahlen und die Rabattschlacht in den USA an. Um den Verkauf doch noch anzukurbeln, bietet Chrysler eine zinsfreie Finanzierung auf 72 Monate und Mitarbeiterpreise für alle.
Wegen der hohen Benzinpreise wenden sich die Kunden von den schweren Geländewagen und Pickup-Kleinlastern ab und greifen zu sparsameren Fahrzeugen der japanischen Konkurrenz. 72 Prozent der Chrysler-Modelle gelten als große Spritschlucker.
Daimler und Chrysler hatten 1998 fusioniert. Zetsche, der als harter Sanierer gilt, strich seit November 2000 beim US-Autobauer 30 000 Jobs und schloss sechs Fabriken. Die Verluste blieben.

Artikel vom 16.09.2006