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Wilder Gast auf der Weide

»Bambi« äst in der Senne zusammen mit drei Hausrindern

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Wildschweine im Hausgarten, ein Waschbär an der Mülltonne, Marder unter der Motorhaube, Füchse im Schlosspark und eine »Hirschkuh« inmitten von Rindviechern.

Wildtiere rücken in Ostwestfalen-Lippe immer näher an die Menschen oder ihre Haus- und Nutztiere heran. »Bambi«-Fans hätten ihre helle Freude an dem Anblick. Seit Wochen ist ein Stück Damwild Dauergast auf einer Kuhweide am Ortsrand von Paderborn-Sande. Offenbar handelt es sich um ein Schmaltier - so heißen in der Jägersprache die weiblichen einjährigen Damhirsche. Nahezu täglich steigt es durch den Stacheldrahtzaun, um friedlich und völlig unbekümmert inmitten von drei Rindern zu grasen, oder besser gesagt zu äsen. Dann ruhen die vier ungleichen Weidegenossen - zwei rotbunte Rinder, ein schwarzbuntes und das braune Wildtier mit seinen markanten weißen Punkten -Ê wieder dösend im Gras. Den Bauern stört der Weidegast nicht. Er staunt lediglich über die Integrationsfähigkeit seiner Kühe.
Am Rand der Weide wurde auch schon ein mehrfach ein männliches Stück Damwild beobachtet. Doch der Schaufelträger konnte sich anscheinend noch nicht dazu durchringen, sich der Futtergemeinschaft anzuschließen.
Für Forstdirektor Wolf-Christian Delius ist das Verhalten zwar erstaunlich, aber keineswegs ungewöhnlich. »Das Wild zeigt inzwischen eine gewisse Anpassung den Menschen«, weiß der Leiter des Bundesforstamtes Senne. Vor allem Reh, Füchse und Wildschweine verlören zunehmend ihre natürliche Scheu. Während das Rotwild stets scheu bleibe.
Das Damwild gehe hingegen zur Nahrungssuche auf Wiesen und Felder. Aber allerspätestens zur Brunft im Oktober werde das weibliche Tier wieder in den Sennewald zurück wechseln, sagte Delius.

Artikel vom 16.09.2006