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Gift-Dünger
sichergestellt

Landeskriminalamt eingeschaltet

Von Ernst -Wilhelm Pape
Paderborn (WB). Nach den Belastung von Trinkwasser, Ackerflächen, Weidegras und Fischen mit der Industrie-Chemikalie PFT sind die Ermittlungen ausgedehnt worden.

In den Fall sei auch das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt eingeschaltet worden, teilte das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz (Stafua) Ostwestfalen-Lippe mit. Ferner habe die Polizei in Belgien Ermittlungen aufgenommen, sagte Stafua-Dezernent Joachim Loheide. Zudem suchten die belgischen Umweltbehörden in drei Betrieben nach Hinweisen auf falsch deklarierten hochgiftigen Industriemüll, der als Abfall der Lebensmittelindustrie zur Firma GW Umwelt nach Borchen (Kreis Paderborn) geliefert worden sein soll. Die Firma GW Umwelt hatte aus den belgischen Lieferungen den Bio-Dünger »Terrafarm« hergestellt. Restbestände des Düngers, die noch tonnenweise an Feldrändern lagerten, seien in den Kreisen Lippe, Holzminden und Soest sichergestellt und als Sondermüll verbrannt worden.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Paderborn hat sich der Verdacht der Gewässerverunreinigung erhärtet. Nach Prüfung der Berichte der Umweltbehörden habe die Staatsanwaltschaft jetzt eigene Ermittlungen gegen den 37 Jahre alten Geschäftsführer der Firma GW Umwelt aufgenommen, sagte Oberstaatsanwalt Horst Rürup am Freitag dieser Zeitung. Weitere Einzelheiten könnten aus ermittlungstaktischen Gründen nicht genannt werden. Die Staatsanwaltschaft Paderborn hatte nach Bekanntwerden der Verunreinigungen zunächst von einem sehr vagen Anfangsverdacht gesprochen. Der belastete Bio-Dünger war zwischen 2004 und 2006 auf mehr als 1000 Feldern in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen ausgebracht worden. In Belgien sind die Abfallerzeuger Orinso aus Mechelen, Thermofeet aus Schilde und Shanks aus Roeselare in das Visier der Ermittler geraten.
In einer Probe, die von der Firma Orinso zur Verfügung gestellt wurde, sei eine hochgradige PFT-Belastung von 200 000 Mikrogramm pro Kilogramm Trockensubstanz festgestellt worden, sagte Loheide. Die Probe wiederum trage die Kennzeichnung der belgischen Firma TWC aus Evergem. Diese Firma behandele Industrieabwässer und Industrieabfälle. Abwässer und Abfälle stammten aus der Reinigung von Tankanlagen bis hin zu Tankschiffen.
Die Industriechemikalie PFT sei aufgrund krimineller Machenschaften ins Abwasser gelangt, sagte der umweltpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Friedhelm Ortgies (Rahden). Diesen Brunnenvergiftern müsse durch rigorose Maßnahmen das Handwerk gelegt werden.

Artikel vom 16.09.2006