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Hochzeit illegal finanziert?

Chef des Landesverbandes Lippe schweigt zu Vorwurf

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Der Vorsteher des Landesverbandes Lippe, der Wahlbeamte Joachim Bünemann (54) aus Detmold, soll die Hochzeitsfeier seiner Tochter mit öffentlichen Mitteln bezahlt haben.
Joachim Bünemann will keine Stellung nehmen.
Wie Freitag berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Detmold gegen den 54-Jährigen wegen Verdachts der Vorteilsnahme. Der frühere SPD-Kommunalpolitiker war 1998 für zwölf Jahre zum Vorsteher des Landesverbandes Lippe gewählt worden. Der Verband verwaltet das Vermögen des früheren Landes Lippe, das 1947 ein Teil Nordrhein-Westfalens geworden war. Für seine Tätigkeit erhält Joachim Bünemann mehr als 6000 Euro im Monat.
Die Vorwürfe gegen ihn stehen im Zusammenhang mit dem Burghotel (Blomberg) und dem Hotel Zum Stern (Horn-Bad Meinberg), die über eine Tochtergesellschaft vom Landesverband Lippe betrieben werden. Das Burghotel soll vor etwa fünf Jahren das Essen für die Hochzeitsfeier von Bünemanns Tochter geliefert haben. Angeblich soll der Beamte nicht dafür bezahlt haben. Stattdessen soll der vierstellige Rechnungsbetrag in zwei Summen aufgeteilt und als »Werbungskosten« von den beiden verbandseigenen Hotels verbucht worden sein. Andere Gerüchte unterstellen Bünemann, er habe sich auf diese Weise auch das Essen zu seinem 50. Geburtstag finanzieren lassen.
Aus Kreisen des NRW-Innenministeriums verlautete am Freitag, diese mutmaßlichen Manipulationen seien kürzlich einem Funktionsträger des Landesverbandes aufgefallen. Man habe den Mann aufgefordert, den vermuteten Sachverhalt der Staatsanwaltschaft zu schildern. Dies habe der Hinweisgeber getan. Daraufhin hatte Günter Braun, der Leiter der Staatsanwaltschaft Detmold, ein Verfahren gegen Joachim Bünemann eingeleitet.
Das WESTFALEN-BLATT fragte ihn am Freitag: »Haben Sie das Hochzeitsessen Ihrer Tochter bezahlt?« Der Beschuldigte antwortete: »Dazu sage ich nichts.«
Neben seinem Beruf geht Joachim Bünemann 28 weiteren Tätigkeiten nach - vom Vize-Aufsichtsratsvorsitz der Klinikum Lippe GmbH über den Vorstandsvorsitz des Lippischen Landestheaters bis zum Hauptversammlungsmitglied der RWE Westfalen-Weser-Ems GmbH. Seinen 29. Nebenjob, den Verwaltungsratsvorsitz bei der Lippischen Landesbrandversicherungsanstalt, ist Bünemann seit kurzem los: Er wurde mit zwölf zu drei Stimmen abgewählt. Kathrin Junkerkalefeld, die Sprecherin des Verwaltungsgerichtes Minden, bestätigte am Freitag, dass Bünemann diese Niederlage nicht hinnehmen will: »Bei uns ist ein Eilverfahren anhängig, mit dem er seine Abwahl anficht.«

Artikel vom 16.09.2006