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Auf Rad-Tour durch Bielefeld

DSC-Neuzugang Marcel Ndjeng mag's auch in der Freizeit sportlich

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Kraft und Ausdauer stimmen. Aus der Puste ist Marcel Ndjeng bei seiner Bergankunft auf der Bielefelder Sparrenburg nicht. Und aus dem Sattel musste sich der Hobbyradfahrer auf den letzten steilen Metern auch nicht erheben. »Das war kein Problem. Aber ich freu' mich schon, wenn ich den Berg nachher wieder runterfahren kann«, sagt Ndjeng.

Für den Fußballprofi der Arminia (»Ich lebe meinen Traum«) ist das Rad optimales Fortbewegungsmittel, um seine neue Heimat zu erkunden. Bis vor kurzem lebte der 24-Jährige noch in Paderborn, spielte für den SC in der 2. Liga. Seit Sommer ist Ndjeng, der den Arminen dort als erstklassiger Fußballer aufgefallen war, für Bielefeld am Ball.
Was sich für ihn verändert hat, seit er von der 2. in die 1. Liga umgezogen ist, beantwortet Ndjeng so: »In Paderborn bin ich häufig mit dem Rad zum Training gefahren. Hier nicht.« Seinen Humor hat der gebürtige Bonner aus dem Rheinland mitgebracht, das Fahrrad hat ihm sein Cousin überlassen. »Christian ist Radprofi und fuhr auch bei der Deutschland-Tour. Als die in Bielefeld Halt machte, hat er mich in meiner neuen Wohnung besucht.« Im Stadtzentrum lebt Marcel Ndjeng zusammen mit seiner Freundin Norma-Jean. Die Beiden lernten sich in Paderborn kennen.
Ohne Ndjengs Vater Alexandré, der in Duala in der Nähe von Kameruns Hauptstadt Yaoundé lebt, aber mit Marcels Mutter Barbara, die aus Bonn anreist, und Bruder Dominique, der für Rot-Weiß Ahlen in der Regionalliga spielt, wird sich Norma-Jean am Samstag in der SchücoArena das Heimspiel gegen den FC Bayern ansehen. Die Hoffnung, Marcel live am Ball zu sehen, ist in den vergangenen Tagen leider immer kleiner geworden. Der Mittelfeldspieler hat sich verletzt, ein Starteinsatz scheint ausgeschlossen. »Das ist schon bitter. In Paderborn war ich vergangene Saison in allen 34 Spielen dabei. Und jetzt wirft mich schon die zweite Verletzung zurück.« Vor dem Auftakt in Hamburg war Blut in sein Knie gelaufen. Vor dem Spiel gegen Bayern ist es der Knöchel, der schmerzt. Ausgerechnet Bayern möchte man sagen, wurde Ndjeng vor dem Hit doch sogar schon als Kandidat für Arminias Anfangself gehandelt. Aber sein Unglück will er gar nicht so eng mit dem großen Namen des nächsten Gegners verknüpft wissen und verrät: »Ich habe gestern zu unserem Physiotherapeuten gesagt, dass man mich einfangen muss, sobald ich erfahre, dass ich von Anfang an spielen darf. Dabei ist es ganz egal, ob es gegen Bayern oder Cottbus geht.«
Unlängst im Testspiel gegen Essen hatte der neunfache Zweitligatorschütze ebenso getroffen wie in der Pokalpartie in Pfullendorf und so auf sich aufmerksam gemacht. Doch Ndjeng sieht seine Situation realistisch: »Wegen der Verletzung konnte ich im Training nicht nachweisen, ein Mann für die erste Elf zu sein. Das ist wie früher in der Schule. Wenn ich zwei Tage gefehlt habe, war ich auf einen Test auch nicht optimal vorbereitet.«
Seinen gesunden Menschenverstand setzt Ndjeng auch ein, um Arminias Situation nach drei Ligaspielen und einer Pokalpartie ohne Sieg zu beurteilen. »Mit Paderborn«, erinnert er sich«, »haben wir vergangene Saison auch drei Mal am Stück verloren und uns trotzdem nicht beirren lassen. Wichtig ist, dass man seine Linie nicht verliert, egal ob man am Saisonanfang oder mittendrin eine Negativserie hat.« Zum Glück, betont Marcel Ndjeng, sei Arminias Teamgeist absolut intakt. Nichtmal eine weitere Niederlage gegen die Bayern würde daran etwas ändern können.

Artikel vom 16.09.2006