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Das Stadttheater war der Mega-Star

Nach 27 Umbaumonaten feierten 650 Gäste die Geburtsstunde des »neuen« Hauses

Von Burgit Hörttrich,
Carsten Borgmeier und
Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Das Stadttheater war der Mega-Star, die Akteure des Eröffnungs-Festaktes spielten im Vergleich zum unbestrittenen »Hauptdarsteller« Nebenrollen. Mit Neugier und Begeisterung erlebten Freitag Abend 650 geladene Gäste die Wiedereinweihung, die »Geburtsstunde«, nach 27 Umbau-Monaten.

»Vorhang auf!« sagte Oberbürgermeister Eberhard David und dieser sein Wunsch wurde denn auch umgehend erfüllt - erst einmal draußen, vor dem Stadttheater. Dort öffnete sich symbolisch ein Vorhang für die neue Spielzeit im neu sanierten Haus, von Intendant Michael Heicks gleich »Neuzeit« getauft. Heicks nahm vom Oberbürgermeister, der gleichzeitig auch Kuratoriumsvorsitzender der Theaterstiftung ist, und den Stiftungsvorständen Günther Tiemann und Hagen Reuning den - überdimensionalen - Schlüssel entgegen. Auf dem Balkon des Stadttheaters. Davor, auf dem teilgesperrten Niederwall, warteten die festlich gewandeten Gäste auf Einlass. »Vorhang auf!«
»Herzstück« des Theaters: der Saal mit seinem neuen Rang, den rot gepolsterten Sesseln, dem roten Vorhang vor dem jetzt zwölf Meter breiten Bühnenportal und die wellenförmige Metallgitterdecke, das blaue Lichtband.
Weil man beim Festakt nicht mit, so der Oberbürgermeister, »20 schrecklich öden Grußworten« langweilen wollte, führte Nicola Graef (»West.Art«, WDR) durchs Programm und bemühte sich, die Redebeiträge in drei Gesprächsrunden auf jeweils maximal drei Minuten zu begrenzen. Die Moderatorin war kurzfristig für die erkrankte Caren Miosga eingesprungen. Als Themen hatte man »Bürgerschaftliches Engagement«, »Das neue Haus« und »Kultur als Seele der Stadt« gewählt, Teilnehmer waren unter anderem Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, NRW-Kultur-Staatssekretär und Vorsitzender des Bühnenvereins, der Architekt der Sanierung, Reinhold Daberto, Christiane Pfitzner, Vorsitzende der TheKos, Dr. Wolfgang Böllhoff (Bielefelder Konsens pro Bielefeld) und für die Sparkasse Vorstandsvorsitzender Hans-Georg Vogt und die Stadtwerke Geschäftsführer Wolfgang Brinkmann. Stadtwerke und Sparkasse hatten jeweils fünf Millionen Euro in die Stiftung eingebracht. Eberhard David sprach von einer »Erfolgsgeschichte«: »Ohne die Gründung der Stiftung wäre unser Theater nicht renoviert worden - einmalig in der deutschen Bühnenlandschaft.« Wolfgang Brinkmann nannte das Theater »eine gute Investition für Bielefeld«, Vogt betonte, sein Institut fühle sich Stadt und Bürgern verpflichtet, habe deshalb gern dazu beigetragen, das Stadttheater für die Zukunft zu erhalten. Wolfgang Böllhoff erklärte seinen großen Beitrag so: »Ich fand es toll, dass ausgerechnet in Zeiten der schmalen Kassen ein solches Projekt angepackt wurde.« Die Herren schwelgten nebenbei ein wenig in Erinnerungen. Böllhoff hatte als Kind als erstes Werk »Zar und Zimmermann« im Theater gesehen, Grosse-Brockhoff »Carmen« und Intendant Michael Heicks »Die Kleinbürgerhochzeit«: »Ich hatte nichts verstanden.«
Mit sicherer Hand ausgesucht worden war das Musikprogramm - so, als hätte Ludwig van Beethoven seine Ouvertüre »Die Weihe des Hauses« und Wolfgang Amadeus Mozart sein »Nehmt meinen Dank, Ihr holden Gönner« für das gestrige Ereignis komponiert. Ein anderer, nämlich der Bielefelder Musical-Kapellmeister William Ward Murta, hatte tatsächlich eigens für die Wiedereröffnung eine »Ode an die Gönner« geschrieben: Dargeboten wurde das vom Publikum regelrecht umjubelte Werk, eine gesangliche Aufzählung aller Großsponsoren, von Generalmusikdirektor Peter Kuhn, den sechs Kapellmeistern des Hauses und Chordirektor Hagen Enke.
Am Ende des Programms wurde der Bogen geschlagen zur ersten Premiere im neuen Stadttheater: mit Figaros Hochzeit »Ah tutti contenti«.
Und »contenti« - zufrieden - waren alle, die dann noch am feierlichen Umtrunk teilnahmen und dabei Foyer und Lounge, Opernstudio und »Brückenbar« kennenlernen konnten.

Artikel vom 16.09.2006