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Doch Skiausflug
mit dem Entführer

Anwälte sprechen von »Höllentrip«

Wien (dpa). Die 18-jährige Natascha Kampusch ist doch im vergangenen Winter mit ihrem Entführer in Niederösterreich Ski gefahren.

Der unfreiwillige »Ausflug« zum Hochkar sei für die junge Frau nach Angaben ihrer Anwälte zum »Höllentrip« geworden. Sie habe dort keine Chance zur Flucht gehabt, sagte ihr Anwalt, Gabriel Lansky. Kampusch hatte zuvor einen Bericht des Hamburger Magazins »Stern« bestritten, wonach sie im vergangenen Winter mit dem Entführer Wolfgang Priklopil im Skigebiet des Semmerings gewesen sei.
Nach Angaben des zweiten Kampusch-Anwalts, Gerald Ganzger, hatte die 1998 Entführte selbst inmitten anderer Ausflügler keine Fluchtmöglichkeit. »Er hat gesagt, dass er jeden umbringt, mit dem sie Kontakt aufnimmt«, sagte der Rechtsbeistand. Als die junge Frau auf die Toilette musste, wartete ihr Entführer vor der Tür. In dem Toilettenraum traf die 18- Jährige zwar eine andere Frau, doch konnte sie sich ihr nicht mitteilen, da die Touristin kein Deutsch verstand.
Rechtsanwalt Lansky sagte, man habe so lange über diesen Ski-Ausflug öffentlich geschwiegen, weil man befürchtete, dass die Entführung dadurch verharmlost werden könnte. »Wir werden es nicht zulassen, dass hier versucht wird aus einem Opfer einen Täter zu machen.« Lansky betonte, dass Kampusch, der vor drei Wochen die Flucht aus achteinhalbjähriger Gefangenschaft Priklopils geglückt war, bei dem Ausflug keine Möglichkeit hatte, ihrem Entführer zu entkommen: »Wenn man sich selber mal eine Sekunde in die Lage hineinversetzt, dann versteht man, dass ein Ausflug eines Anfängers auf den Skiern nicht wirklich geeignet ist, um die einzige Fluchtmöglichkeit seines Lebens zu beginnen.«

Artikel vom 16.09.2006